Full text: Deutsches Lesebuch für die oberen Abtheilungen ein- und mehrklassiger Elementarschulen in der Stadt und auf dem Lande

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eine Eiche, in deren hohlem Stamme, welcher 27 Ellen im Umfange betrug, der 
Markgraf Albrecht mit seinem Sohne umhergeritten sein soll. 
Da sind wir, lieber Leser, vom Umfange und der Hohe der Pflanzen auch 
noch auf ein ander Kapitel gekommen, und zwar auf die Lebensdauer der 
Pflanzen. Diese ist sehr verschieden. Der Schimmel, denn das ist auch eine 
Pflanze, manche Schwamme leben nur einige Stunden. Einige Pflanzen dauern 
nur cm Jahr. Die ausdauernden Pflanzen leben mehrere Jahre; bei manchen 
sind alle Theile, bei andern nur die Wurzel beständig. In Freiburg in der 
Schweiz steht eine Linde, welche im Jahre 1476 zum Andenken an die Schlacht 
bei Murten gepflanzt wurde. In der Nähe derselben Stadt steht noch eine andere 
Linde, die 1476 wegen ihres Alters und ihrer Dikke schon berühmt war; sic ist 
70 Fuß hoch und hat 4 Fuß über der Erde 36 Fuß im Umfange; hiernach 
müßte sie über 1000 Jahre alt sein. 
Die Verbreitung mancher PflanzeUartcn hängt genau mit der AuSbreitungS- 
geschichte des Menschengeschlechts zusammen. Unser Roggen und Hafer wurde 
im Mittelalter aus dem mittleren Asien zu uns gebracht. Gerste und Hierse 
stammen ebenfalls aus Asien, der Buchweizen aus China und der Reis aus 
Ostindien. — 
Da schon mehr als 100,000 Arten von Pflanzen beschriebe» worden sind, so 
ist es nöthig, sie in größere oder kleinere Gruppen» zusammenzustellen. Sie 
werden nach verschiedenen Gesichtspunkten eingetheilt. Eine leichte und gewöhn¬ 
liche Eiutheilung, die nach dem Aeußern gemacht ist, ist folgende: 
1. Bäume. Diese haben nur einen holzigen Staunn, der sieb nach oben 
in Aeste und Zweige theilt. (Obst- und Waldbäume — Laub- und Nadelholz.) * 
2. Sträucher. Sie treiben mehrere dünne holzige Stämmchen auö einer 
Wurzel. 
3. Kräuter. Diese haben weiche', saftige Stengel, die meist nur ein 
Jahr dauern. (Küchen- und Arzneigewäch^e, Futter-, Färbe- und Gewürzkräuter 
und Blumen.) 
4. Gräser. Sie haben dünne, hohle, mit Knoten versehene Halme. (Roggen, 
Waizen.) 
5. Moose. Diese Pflanzen sind klein und schwammartig, die an feuchten 
Orten wachsen und unkenntliche Blüthen haben. 
6. Schwämme und Pilze sind weiche, oft auch zähe Gewächse; viele 
haben einen Stiel mit einem Hute. Fast alle sind von kurzer Lebensdauer. 
Pflanzen auf dem Meeresgrunde. 
Das Meer hat, wie das Land, seine herrlichen Wiesen und seine ungeheuren 
Wälder. An den Abhängen seiner Berge und im Schoße seiner Thäler wachsen 
in unendlicher Menge Pflanzen, von denen jede nur in einer gewissen Gegend 
gedeiht. Je höher man auf einen Berg hinaufsteigt, um so armseliger wird der 
Pflanzenwuchs, bis er endlich deü ewigen Schnee'ö wegen gänzlich aufhört. Im 
Meere ist es entgegengeseht; je tiefer man in die Thäler desselben eindringt, um 
so mehr verringern sich die Pflanzen. In ihrem ganzen Reichthume entfaltet sich 
der unterirdische Pflanzenwuchs in den südlichen Meeren und auch im Mittelmeere. 
Moose von unbeschreiblicher Zartheit und in den schönsten Farben breiten sich da 
wie Teppiche aus, deren Farbenpracht man bei ruhigem Meere in einer Tiefe von 
vielleicht hundert Fuß bewundern kann. Eine der merkwürdigsten Pflanzen, die 
auf dem Meeresgrunde wachsen, ist der Riesenschwamm, der König des Meeres, 
wie die Ceder die Königin unserer Berge ist. Er steigt aus einer Tiefe von
	        
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