Uebersicht. K ul tur.
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sen, Indo-Chinesen, Tübetaner und Hindu, ferner die Malayen, Armenier, die Mehr¬
zahl "der Perser, der Türken, der Afghanen, der Schiks u. s. w.
5. Die kultivirten Völker Asiens, besonders die in Oftasien, haben eine hohe
Stufe der Gesittung erlangt, wenn sie gleich in vielen Beziehungen noch weit hinter
den Europäern zurückstehen. Sie besitzen mehr oder weniger unvollkommene Gesetze
und Einrichtungen, durch welche alle Verhältuisse der Familie, des Staats und
der Gesellschaft geordnet werden. Sie haben es im Gewerbswesen ziemlich weit
gebracht und treiben einen sehr beträchtlichen Handel. Sie besitzen großentheils
Schulen, legen sich mit Erfolg auf einige Wissenschaften und zeichnen sich in
der Baukunst und Poesie aus. Gegenwärtig jedoch befinden sich alle gesitteten Vol¬
ker Asiens in einem Zustand gänzlichen Verfalls.
6. Die Civilisation der asiatischen Völker hat ihre eigenthümlichen
Seiten. Sie ist ihrem ganzen Wesen nach religiös, denn die Religion bestimmt
hier alle Handlungen des Menschen, drückt den Ständeunterschieden das Siegel gött¬
lichen Ursprungs auf, heiligt alle politischen Einrichtungen und nimmt Wissenschaft
und Kunst in ihren Dienst. Ebenso äußert sich in derselben die bekannte Prachtliebe
der Asiaten und ihre Vorliebe für alles Gewaltige und Kolossale, während
dagegen der Sinn für das Geschmackvolle und Gefällige fehlt. Aber widrige Schlag¬
schatten wirst der Hang zur Wollust, die Vielweiberei, die Grausamkeit, die Trägheit
und Schwerfälligkeit des Asiaten auf seine Gesittung.
7. Die gesitteten Völker Asiens pflegen mehr oder minder sorgfältig alle Zweige
der Physischen Kultur. Sie treiben einen bis zur höchsten Knust getriebenen Acker¬
bau, besonders in China, Japan und Indien, während der einst im westlichen Asien
blühende Ackerbau sehr in Verfall gerathen ist. Der Seidenbau blüht besonders
in China, Ostturkestan, Korea, Japan, Vorderindien, Persien und zum Theil auch in
der asiat. Türkei. Der Bergbau wird hauptsächlich im asiat. Rußland, in der asiat.
Türkei, in Persien, China, Japan und Indien betrieben.
8. Die Erzeugnisse der technischen Kultur, für welche die großen Städte die
Mittelpunkte bilden, sind zwar nicht mannigfaltig, besitzen aber meistens eine große
Vollkommenheit. Chinesen und Japaner. Indier, Perser, Bncharen und die Osmanen
zeichnen sich in der Fabrikation von Seiden- und Baumwollenzeugen, in der Bearbei¬
tung der Metalle, besonders in der Verfertigung von Waffen, so wie in der Bereitung
der Farben aus. Chinesen und Japaner werden in der Porzellan- und Papierfabrika¬
tion , in Lackwaaren und Elfenbeinarbeiten von keiner Nation erreicht. Die Indier,
Perser und Türken liefern vorzügliche Schals, Teppiche und überhaupt wollene Stoffe,
so wie treffliches Leder.
9- Die asiatischen Völker treiben einen sehr lebhaften Handel, sowohl zu Land,
als zu Wasser. — 1. Der Landhandel wird wegen der häufigen Angriffe der Noma¬
denstämme in großen Karawanen getrieben, welche die nämlichen Straßen wie
vor Alters ziehen und in bestimmten Städten, wie in Buchara, Orenburg, Herat,
Kabul, Teheran, Bagdad, Aleppo, Damaskus u. s. w., sich vereinigen oder einander
begegnem Die asiatischen Handelsleute in Vorder- und Mittelasien gebrauchen zur
Fortschaffnng ihrer Waaren nur Kameele, welche ihnen die Nomadenstämme liefern;
in Indien und China aber wird auch eine lebhafte Fluß- und Küstenschiffahrt ge¬
trieben. — 2. Der Handel in Westasieu ist größteutheils in den Händen der
Bucharen und Armenier, auch in denen der Inden, Banianen sindische Kaufleute^,
Europäer und Nordamerikaner. Der Handel in Süd asi en wird hauptsächlich von
den Banianen, Briten und Holländern, der von Ostasien durch Chinesen und Japa¬
ner, der in Nordasien durch Russen betrieben. Den Verkehr Asiens mit an¬
dern Welttheilen unterhalten hauptsächlich Europäer, namentlich Briten, Holländer u.
Russen, so wie die Nordamerikaner. — 3. Die wichtigsten Binuenhandelsstädte:
Aleppo; Bagdad; Tiflis; Tauris; Jspahau; Herat; Kabul; Buchara; Samarkand;
Kajchghar; Jarkand; Kiachta; Benares re. — 4. Die wichtig st e n Seeplätze: Smyrna;
Trapeznnt; Dschidda; Mokka; Aden; Maskate; Bassora; Abuschehr; Bombay; Madras;
Calcutta; Sinkapura; Kanton; Batavia; Manilla. — 5. Die Länder, mit welchen
Europa im lebhaftesten Verkehr steht, sind: China; Vorderindien; der indische
Archipelagus; die asiatische Türkei; das asiat. Rußland. — 6. Hauptansfnhr-
ditifel: Gold; Silber; Zinn; Kupfer; Blei; Diamanten; Smaragde; Jaspis;
Lasursteine u. a. Edelsteine; Borax; Naphtha. Getreide; Reis; Sago; Rosinen;
Zucker; Kaffee; Gewürze aller Art; Thee; Rhabarber u. a. Arzneiwaaren; Weihrauch;
mancherlei Gummiarten; Farbwaaren; Baumwolle; Tikholz; Sandelholz. Perlen;
Kamelhaar von der angorischen Ziege sKameelhaar^; arabische Pferde; kostbares Pelz-