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Das Kaiserthum China. Grundmacht.
Crste Gruppe.
Die Staaten von O st a s i e n.
Erster Abschnitt.
Das Kaiserthmn China?)
§. 103.
Das eigentliche China. 2)
1. Grundmacht. — 1. Lage söhne die Inseln Hainan u. Formosa).
') Bestandtheile. Das chinesische Reich ist 223,000 QM. gr. u. hat 372 Mill.
E- Nächst dem russischen Reich ist es das größte Reich der Erde. Es umfaßt das
ganze Innere des Hochlandes von Hinterasien, so wie seine östlichen Stufenländer.
Es besteht ans dem eigentlichen China s73,000 QM. 358 Mill. Est und ans
den unmittelbar der chinesischen Regierung unterworfenen Ländern
[150,000 QM. 14 Mill. Est. Letztere sind die Mandschurei, die Mongolei, Tangut,
die Dsungarei, Ostturkestan und Tübet. Mittelbar sind noch andere Staaten in
den Kreis der chines. Herrschaft gezogen. Diese Staaten werden von selbstständigen
Oberhäuptern und nach eigenen Gesetzen regiert; die Regenten derselben anerkennen
nur die Oberherrlichkeit des chines. Kaisers. Sie beschränkt sich hauptsächlich darauf,
daß die Regenten dieser Staaten vom chines. Kaiser die Investitur erhalten und die¬
sem Tribut bezahlen. Sonst bekümmert sich die chines. Regierung eigentlich nichts um
die inneren u. äußeren Verhältnisse der tributpflichtigen Staaten. Einige von diesen Staaten
sind nicht bloß China, sondern auch noch einem andern Staate tributbar. Die nur dem
chines. Reiche tributbaren Staaten: Nepal; Bhutan; Siam; Anam; Borneo;
Sulu. Die doppelt zinspflichtigen Staaten: Korea; Liu-Kiu; Ladakh. Die
beiden ersteren zahlen Tribut an China u. Japan, letzteres an China u. den Schikstaat.
2) 1. Name. Tschung - kue [—Reich der Mitte, Blume der Miltes. Thian-
Hin [—die Weist. Se-hai [—die 4 Meeres. Die amtliche Benennung aber ist
die der herrschenden Dynastie, und da diese oft gewechselt hat, so ist der Name des
Reichs in den verschiedenen Zeiten auch verschieden gewesen. Dieser Gebrauch besteht
in China seit 2207 v. Chr., als die alte Wahlregiernng in eine erbliche Monarchie
verwandelt wurde. Zum Namen der regierenden Mandschu-Dynaftie T s i n g kommt
das Wort Ta [—groß^ vor den Namen und Kun [—Reich, Herrschaft^ hinter den¬
selben. So ist der heutige Name des Reichs Ta-tsing-knn [— Reich des großen Hauses
Tsings. Sich selbst nennen die Chinesen Tsing-schin [—Leute von TsingP Der
europ. Name China kommt von der Dynastie Tsin oder Zin [—große Reinigkeit^,
die von 249 bis 206 v. Chr. regiert hat. Die Russen nennen China Kita'i, nach
den Khitan, einem untergegangenen Volke mongolisch-tungusischer Abkunft, das den
Norden von China eine Zeit lang beherrscht hat. — 2. Geschichtliches, a. Ein¬
wanderung der Chinesen von NW. in die Länder am Hoang-Ho. b. Mythische
Geschichte. Bis 2207 v. Chr. Regierung der Götter und Heroen. Fohi, zur
Zeit der Sintflnth, wird als Gründer des chines. Reichs, der chines. Kultur und der
chines. Schriftzeichen angesehen. Trefflicher Kaiser Uao 2357 bis 2258. c. Ein -
h e i in i > ch e Dynastien. Von 2207 v. Chr. bis 1279 n. Chr. Der Stifter der 3ten
Dynastie Tlcheu [1122 bis 249 v. Ehrst hieß Wn-wang. Er soll mit einer Ko¬
lonie aus W., vielleicht aus Aegypten, gekommen sein und neue Bildungselemente mit¬
gebracht haben. Confucius [v. 552 bis 477 v. Ehrst, Stifter einer neuen Religion,
besonders einer neuen Sittenlehre und Verfasser des Schukung [Geschichts- u. Gesetzbuch
der Chineseist. Sein älterer Zeitgenosse war der Religionslehrer Lao-tse. Ein¬
führung des Buddhaismus unter Ming-ti [v. 58 bis 76 n. Ehrst. Der
erste nestorianische Priester Ol open soll 635 n. Chr. nach China gekommen und
m Scha-tscheu die erste christliche Kirche erbaut haben. Einfall Dschingis-
Kbans aus der Mongolei in Nordchina u. Eroberung Pekings 1215. Eroberung
Südchina's durch die Mongolen. Seesieg der Mongolen bei Kanton unter KublaI