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Dritte Abtheilung. Afrika.
b. Insel St. Laurentii bei den portugiesischen Entdeckern 1506. c. Jsle
Dauphine bei den ältern französischen Ansiedlern, d. Königin des indischen
Oceans. — 2. Lage. Vom Kap St. Marie in 25° 45' S. Br. bis zum Kap
Ambra in 11° 57' S. Br. Zu beiden Seiten des 65° O. L. Durch den 42 M. br.
Kanal von Mozambique von der ostafrikauischen Küste getrennt. 112 M. von Bour¬
bon. 142 M. von Mauritius. — 3. Größe. Von S. nach N. 215 M. l. 40 bis
60 M. br. 10,000 QM. gr. Nächst Neuguinea die größte Insel der Erde. — 4. Ober¬
fläche. a. Kusten. 550 M. l. Im südlichen Theil bis 15° S. Br. einförmig,
ohne gute Häfen, mit wenig offenen, als Rheden dienenden Baien. Viele sehr große
und zu trefflichen Häfen taugliche Luchten im nördlichen Theil. b. Küstenebene.
10 bis 15 M. br. Sehr niedrig; sumpfig; oft sehr seenreich, c. Das Gebirgsland
steigt von O. her fast mauerförmig, von W. her terrassenartig auf. Es bildet waldlose,
grasreiche, 3,000' bis 4,000' h. Hochebenen mit rothem Thonboden, auf denen sich
das 8,000' bis 12,000' h. Ambohitsmcna Gebirge s— rothes Gebirges und
andere Gebirgsketten erheben. Wenig Pässe. d. ©estein. Urgebirgc, besonders
Granit, mit prachtvollen Bergkrystallen, Turmalinen, Roscnqnarz rc. Thonschiefer.
Kalkstein und Marmor. Verschiedene Sandsteine. Die ehemalige vulkanische Thätig¬
keit beweisen erloschene Krater, Laven, Schlacken und Basalte. Ziemlich häufige Erd¬
beben. Warme und kalte Mineralquellen. — 5. Gewässer. Sehr zahlreich. Viele
Wasserfälle. Einige Flüsse sind an ihren Mündungen schiffbar. Flüsse und Seen
wimmeln von Fischen und Krokodilen, a. Der Manang ara. 60 M. l. b. Der
Mang u r n 60 M. 1. c. Der Mantao. d. Para-ceyla. e. Viele große
und schöne iD e e n. See von T a n a r i v a. N o s si - V o l a - S e e. —
6. Klima. a. Sehr mannigfaltige Temperaturen. Tropische, durch die Seewinde
etwas gemilderte Hitze der Küsteugegenden. Letztere sind gesund, mit Ausnahme der
Ostküste, deren miasmatischen Dünste die Gallenkrankheiten verursachen, welche als
madegassische Fieber bekannt sind und den Europäern den Tod bringen. Gemäßigtes
und gesundes Klima aus den Hochebenen. Hier geht das Thermometer im Winter
bis auf den Frostpunkt herab. Die höchsten Gebirge bedecken sich im Winter sogar
mit Schnee, b. Häufige und starke stiegen. Daher der große Wasserreichthum der
Insel. — 7. Einwohner. 41/2 Mill. Sie nennen sich Malagasy; daher das
europäische Malegaschen oder Madegassen. 2 Hauptvölker, aber gegen 27
Stämme. Heiden, welche ein höchstes Wesen erkennen, zugleich aber ein böses Princip
annehmen u. die Sonne als befruchtende Kraft verehren, a. Mal a Yen auf den Binnen-
hochcbenen. Dazu gehören die Betsilvo und die kriegerischen Howas. welche seit
1813 aus dem Innern hervorbrachen und die Insel unterwarfen, b. Volksstämme
mit entschiedenem Kasfercharakter aus der Westseite. Unter ihnen die grau¬
samen Sakalawas, die 3/4 der Insel einnehmen, c. Eingewanderte Araber und
Suaheli im 91. und SO. — 8. Kultur, a. Außerordentlich fruchtbarer Boden
und ungemein reiche Tropenvegetation. Wichtiger Ackerbau sReis ist das
Hauptnahrungsmittel. Tropische und subtropische Kulturpflanzen: Palmen, Bananen,
Ananas, eßbare Aruins, Bataten, Manioc, Zuckerrohr, Kaffe, Baumwolle, Indigo,
Südfrüchte, Wein, Kartoffeln, Tabak rc.]. Prachtvolle Wälder mit den manigfaltig-
ftcn und kolossalsten Tropenbäumen fQuinquinabanm. Tanguiubaum, dessen giftige
Früchte in den noch gebräuchlichen Ordalien angewendet werden. Der Ravinala.
Gnmmibättme und Sträucher. Elemi- und Copalharzbäume. Eben-, Rosenholz-,
Adlerholzbäume und andere. Farbe - und Tischlerhölzer. Zahlreiche Oelpflanzen,
darunter die Ricinuspalme. Viel Gewürz- und Arzneipflanzen]. Ausgedehnte Vieh¬
zucht. Bienen- und Seidcnzucht. Viel Wild; aber keine Dickhäuter und
keine Raubthiere. Bergbau HSilber; Kupfer; Eisen. Kohlen. Salz]. Man¬
cherlei Gewerbe, hauptsächlich bei den Bewohnern der pflanzenarmen Hochebenen.
fSeiden-, Wollen- und Teppichweberei. Bijouterien. Eiseuwaaren. Sehr zierliche
und schön gefärbte Klcidungsstoffe aus Palmenfasern]. c. Der innere Verkehr
leidet durch "den Mangel an Straßen. Der Seehandel ist nicht mehr so bedeutend,
wie früher. Die Nordamerikaner hauptsächlich führen verschiedene Fabrikate ein.
Sklavenhandel und Seeraub haben aufgehört. — 9. Verfassung und Ver¬
waltung. Despotische Erbmonarchie der Howas.') Das sehr drückende
’) Der Howasherrscher Radam a fff 1828] erwarb sich die hochste Gewalt
uber ganz Madagascar und war dem Christenthum und dcu Europaern sehr hold.
Er schickte funge Lente aus seinem Volte nach Mauritius und Europa und liesi im
Lande selbst dnrch britische Missionare christlichc Schnlett errichten, deren es 1828