Vom Deutschtum int Auslande.
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Unterstützung der Brüder draußen aus nationalpolitischen Gründen war
und wie segensreich die Aufwendungen zur Erhaltung und Förderung
des Deutschtums im Auslande auf das Reich zurückwirkten. Es han¬
delte sich nicht um Almosen, sondern um zinstragende Ausgaben im
Kampfe des internationalen Wettbewerbes. Man erblickte in den Aus-
landdeutschen nicht mehr einen wertlosen Volksüberschuß, sondern schätzte
sie als die fähigsten Quartiermacher, Vorposten und Vertreter der natio¬
nalen Interessen auf dem Weltmärkte.
Der Amschwung der heimatlichen Wertschätzung und tatkräftigen
Anterstützung des ausländischen Deutschtums übte rückwirkend auf den
vaterländischen Geist der Reichsangehörigen in der Fremde einen nach¬
haltigen Einfluß aus. Das Bewußtsein, von einer an Macht und
Geltung wachsenden, starken Ration gehalten zu werden, erfüllte sie mit
Stolz und Vertrauen und spornte sie zu den größten Opfern an. Mit
Jubel wurde in den Hafenstädten die schwarz-weiß-rote Flagge deutscher
Kriegs- und Handelsschiffe begrüßt, und der Deutsche im Auslande er¬
blickte in der fühlbaren Äebung seines Ansehens und Wohlstandes einen
Maßstab für den Wert seines Volkstums.
Zur Erhaltung dieses kostbaren Gutes haben die Auslanddeutschen
unter großen Opfern eigene deutsche Schulen gegründet. Es gibt mehr
als 1000 solcher Anstalten, die sich über die ganze Erde verteilen. Die
deutsche Realschule in Bukarest hat (1909) über 1500 Zöglinge. — Die
deutsche Auslandschule ist berufen, die heiligsten Errungenschaften unseres
Volkes, die sie in der Äeimat hat schaffen helfen, durch eine nationale
Erziehung als treue Äüterin mütterlich zu bewahren. Wie bald würde
das Erbteil unserer Väter vergeudet sein, wenn nicht die Schule als
gewissenhafte Vermögensverwalterin immer aufs neue dem jungen Nach¬
wüchse das sich mehrende Kulturgut übermittelte! Sie führt draußen
den Kampf gegen die gefährlichen Geister der Ausländerei, die dort um
das deutsche Äerz unserer Jugend werben. Die Pflege deutscher Art
und Biederkeit hilft dem Vordringen deutscher Arbeit die Bahn ebnen
und die neuen Märkte behaupten. Die deutsche Schule im Aus¬
lande gibt den deutschen Kindern, denen die deutsche Leimat fehlt,
wenigstens eine geistige deutsche Äeimat; den nichtdeutschen Zöglingen
aber flößt sie Achtung vor deutschem Wesen ein, die später einer
Wertschätzung unserer Handels erzeugnisse zugute kommt. Sollte die
Leistung des Gewerbfleißes einer Nation nicht gediegen sein, wenn
das Volk an unbedingte Pflichterfüllung gewöhnt ist? Die deutsche
Auslandschule hat endlich die schwere, aber schöne und dankbare Auf¬
gabe, zwischen den Kulturgütern der Nationen versöhnend zu vermitteln,