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gebracht sind. Hier sammeln sich zwischen 3 und 5 Uhr die Handels¬
könige Englands, dort werden Geschäfte mit der ganzen Welt ge¬
macht, dort schweben Millionen Pfund auf den Lippen, von dort
aus beherrscht die englische Kaufmannsschaft ganz Europa. Dorthin
bewegt sich in jenen Nachmittagsstunden der ganze Verkehr Londons,
der Strom der Geschäfte, der Güter und der Menschenwelt mit dem
Flusse parallel von Westen nach Osten. Dorthin ziehen Reihen von
Omnibus, Wagen und Menschen, lautlos ihren Geschäften nacheilend,
Keines das Andere stoßend oder störend; und doch bewegen sich in
einer Stunde 50,000 aneinander vorüber, und doch wandeln den
Tagsüber 500,000 nach der Börse. Wohl belebt ist der Corso zu
Rom zur Zeit des Karnevals, die Straße Toledo in Neapel, aber
alle werden bei Weitem übertroffen von diesem ungeheuren Menschen¬
gewühle. Mächtig prangt vor der Börse die Reiterstatue jenes
Mannes, den die Engländer mit Recht den »eisernen Herzog« oder
den »Helden von hundert Schlachten« nennen; kalt lind stolz, ge¬
messen sitzt hier Wellington auf seinem. Rosse.
Begeben wir uns nun zu. einem der Docks. Der Londoner Hafen
dehnt sich etwa 4 Meilen lang aus. An ihn schließen sich die ver¬
schiedenen Docks, die westindischen, ostindischen, die Londoner und
die St. Katharinen-Docks, die mit ihren Schiffbassins (Docks ge¬
nannt) und mit ihren ungeheuren Waarenhäusern eigentlich mit dem
Hafen ein Ganzes bilden. Wir treten ein, und siehe, jede Vor¬
stellung, die wir uns von den Waarenspeichern, von den Waaren-
vorräthen und von der Größe des Bassins gemacht haben, ist weit
hinter der Wirklichkeit ^zurückgeblieben. Wir finden zwei Bassins,
die eine solche Tiefe haben, daß die größten Dreimaster mit voller
Ladung sich darauf flott erhalten können. Das eine Bassin ist
V4 Meile breit und 3/4 Meilen lang; es ist das nördliche, wo die
Ladung der Westindienfahrer gelöscht wird; hier ist für 300
Dreimaster. Das südliche Bassiu, wo die Ladung der abgehenden
Schiffe eingenommen wird, bedeckt einen Raum von 24 Acres (1 Acres
— 3/4 hessische Morgen). Hier können sich leicht 200 Dreimaster
bewegen. Alle diese Docks kosteten mehr als 50 Millionen Thaler,
aber sie ersparen auch jährlich dem Handel eine Summe, die man
auf 10—12 Millionen Thaler anschlagen darf. Die gewöhnlichsten,
wie die kostbaren Waaren, welche Westindien hervorbringt, liegen
in diesen sechs bis sieben Stockwerk hohen Speichern sicher unter
Verschluß; Rohzucker und Kaffee in vielen tcmfenb Säcken; sie sind
hier beschützt vor Diebstahl und Verderbniß. Täglich kommen eine
Masse Schiffe an und täglich gehen eine Masse geladen in die See.
Nichts kommt der Pracht und der guten Einrichtung dieser Bassins
gleich, wo nun die Handelsfahrzeuge ausruhen und wodurch die
Themse selbst für den Verkehr frei bleibt. Hier kann man sich Tage
lang herumtreiben, und stets wird das Auge durch etwas Neues