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Das Wort »Vergnügungs-Reisender« ist übrigens ein sehr un¬
bestimmter und oft nur eingebildeter Begriff, denn wie selten finden
solche Reisenden wirkliches Vergnügen unterwegs! Gewöhnlich sind
sie freilich selber daran schuld, denn mit wenigen Ausnahmen ver¬
bittern sie sich das Reisen so viel als irgend möglich dadurch, daß
sie an der Straße alle die Bequemlichkeiten zu finden erwarten, ja
verlangen, die sie daheim verlassen haben. Eine Unmasse Gepäck
erschwert dabei jede ihrer Bewegungen und vertheuert ganz unnützer
Weise ihr Fortkommen. Ebenso wenig mögen sie sich an die Speisen
und Getränke des fremden Landes gewöhnen und sind außer sich,
wenn sie das dem Boden Ungewohnte schlechter als zu Hause be¬
kommen und theurer bezahlen müssen.
Ein Franzose z. B., der nach London kommt, fordert ohne Weiteres
Suppe und Bordeaux so gut wie daheim; der Engländer in Paris
dagegen Beefsteak und Ale. Beide müssen dafür doppelte Preise
bezahlen und können das Bestellte kaum genießen, und diesen Fehler
begehen die meisten »Vergnügungs-Reisenden«, von welchem Lande
sie auch immer kommen.
So, mit harten Betten und theueren Preisen, zerbrochenen Rädern,
versäumten Zügen, mit schlechtem Wetter und vergessenen Reisesäcken,
verlorenen Schlüsseln, heillosen Paßscherereien und zahllosen anderen
Reisetrübsalen, kämpfen sie sich durch die Zeit, die sie zu ihrer
»Vergnügungs-Reise« bestimmt hatten, und sind seelenglücklich, wenn
sie dieselbe endlich überstanden, die Heimath wieder erreicht haben.
XI. Bilder aus Frankreich.
l. Land und Volk.*
Frankreich bildet durch seine eigenthümliche geographische Lage
zwar keine so vollkommen und glücklich gestaltete Halbinsel als
Spanien, aber doch eine Halbinsel im eigentlichen Sinne des Wor¬
tes, indem seine gute Hälfte vom Meere umspült ist. Wenn man
aber die Hochgebirge mitrechnet, welche gewöhnlich als Naturgrenzen
auch die Sprachscheidungen der Völker machen, so ist Frankreich
eine sehr vollkommene Halbinsel; denn vom Gen ferse e bis Nizza,
welche Jnselung oder Scheidung von Italien gegen Osten durch die
höchsten Alpen! und wieder von Perpignan bis Bayonne durch
die Pyrenäen von Spanien im Süden! Nur der Norden bleibt zu¬
gänglicher und bildet keine so hohe Grenzscheide; dort sind der Jura,
die Vogesen, die Ardennen mit mäßigen Erhebungen, die höchsten
* Nach (i. M. Arndts „Versuch in vergleichender Vvlkergeschichte".