82
trennt, von anderen Ländern und Reichen umgeben. Gegen Norden
stößt es cm zwei Meere, wovon eins ein Theil des Oceans, das
andere freilich nur ein Binnenmeer ist. Gegen Süden hat es Antheil
an dem großen mittelländischen Meere, wodurch ihm Süd-Europa,
die Küsten von Asien und Afrika, selbst das Weltmeer eröffnet sind.
— An Unebenheiten ist Deutschland sehr reich ausgestattet, und es
besitzt die höchsten des Welttheils. Gegen Süden baut sich das mäch¬
tige Alpengebirge auf, zum großen Theil mit Lasten nie aufthauenden
schimmernden Eises bedeckt. Dieses Hochgebirge ninunt etwas mehr
als ein Fünftheil der ganzen Oberfläche ein. An dieses legt sich
nördlich ein Hochland niederer Art, beinahe zwei andere Fünftheile
des ganzen bedeckend, ein Gemisch von nicht zu rauhen waldbe¬
wachsenen Gebirgszügen, die sich nach allen Richtungen erstrecken,
von größeren und kleineren Vergebenen, zum Theil rauhen, zum
größeren Theil sanftgewölbten und breiten Thälern, des reichsten
Anbaus fähig. Gegen Norden bis zum Meere folgt dann das Tief¬
land, die letzten zwei Fünftheile einnehmend. Eine sehr reiche Be¬
wässerung durchfurcht das Ganze und mächtige Ströme durchffuthen
das Land. Sie haben einen großen Theil ihres Laufs durch Hoch¬
land zurückzulegen, treffen Hindernisse, überwinden diese und bilden
Durchbrüche durch Felsland, welche die erhabensten des Welttheils
sind. Es münden aber in Deutschland selbst vier größere Ströme
in heimische Meere, wovon glücklicherweise nur einer einem Binnen¬
meer angehört; der fünfte große Strom mündet freilich in ein weit¬
entferntes Meer und geht durch zwei fremde Länder. Diese Ströme
mit ihren Nebenflüssen eröffnen dem Verkehr weit ins Land gehende
Wasserbahnen und setzen zugleich das tiefe Innere mit dem Meere
in Verbindung.
Hiernach hat Deutschland einen außerordentlichen Reichthum an
Formen und übertrifft an Erhabenheit, Schönheit und Mannichfaltig-
keit derselben die meisten übrigen Länder Europa's. Rußland kann
in dieser Hinsicht gar nicht in Betracht kommen. Scandinavien,
großartig, aber starr imb kalt, tritt weit zurück, noch weiter Däne¬
mark. Frankreich ist gegen Deutschland im Ganzen nur einförmig,
wenn es auch gegen dieses wieder andere wesentliche Vortheile dar¬
bietet. Auch Ungarn, welches der Berührung mit dem Meere ent¬
behrt, bleibt merklich hinter ihm. Die pyrenäische Halbinsel, ganz
aus Hochland bestehend, bei fast gänzlichem Mangel an Tiefland,
im Innern waldlos, sonnenverbrannt, wasserarm und daher ohne
bequem ausgebildeten Stromlauf, reicht, bei allem Schmelz einiger
Gegenden, im Ganzen nicht an Deutschland. Die italische und
griechische Halbinsel haben beide zwar einen großen Reichthum an
Formen, aber die erstere hat keine günstige Figur zur Bildung eines
starken Reiches, die andere hat zu viel Hochland und außer der
Donau keine schiffbaren Ströme. Die britischen Inseln vereinigen