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103. Gottvertrauen.
Laß dich nur nichts dauern mit Trauern. Sei stille; — wie
Gott es fügt, so sei vergnügt mein Wille.
Was willst du heute sorgen auf morgen? Der Eine steht
Allem für, der giebt auch dir das Deine.
Sei nur in allem Handel ohn' Wandel! Steh' feste! Was
Gott beschleußt, das ist und heißt das Beste.
104. * Trost für mancherlei Thränen.
Warum sind der Thränen unter'm Mond so viel? und so
manches Sehnen, das nicht laut sein will? Nicht doch, lieben
Brüder! ist dies unser Muth? Schlagt den Kummer nieder; es
wird Alles gut!
Aufgeschaut mit Freuden, Himmelauf zum Herrn! Seiner
Kinder Leiden sieht Er gar nicht gern. Er will gern erfreuen,
und erfreut so sehr; Seine Hände streuen Segens g'nug umher.
Nur dies schwach Gemüthe trägt nicht jedes Glück, stößt die
reine Güte selbst von sich zurück. Wie's nun ist auf Erden, also
sollt's nicht sein; laßt uns besser werden: gleich wird's besser sein.
Der ist bis zum Grabe wohl berathen hie, welchem Gott die
Gabe des Vertrau'ns verlieh. Den macht das Getümmel dieser
Welt nicht heiß, wer getrost zum Himmel aufzuschauen weiß.
Sind wir nicht vom Schlummer immer noch erwacht? Leben
und sein Kummer dau'rt nur eine Nacht. — Diese Nacht ent¬
fliehet, und der Tag bricht an, eh' man sich's verstehet; dann
ist's wohlgethan.
105. Sieben Fragen.
Wer weiß, woraus das Brünnlein quillt,
daraus wir trinken werden?
Wer weiß, wo noch das Schäflein geht,
das für uns Wolle träget?
Wer weiß, woraus das Körnlein wächst,
das uns zur 'Nahrung dienet?
Wer weiß, wer' uns den Tisch noch deckt,
der uns den Körper weidet?
Wer weiß, wer uns den Weg noch zeigt,
darauf wir wandern müssen?
Wer weiß, wo wohl das Bettlein steht,
darin mich Gott einleget?
Wer weiß, wann eh'r der Tod wohl kömmt,
der uns zum Richter führet? —
Ach, treuer Vater, das weißt Du,
Dir ist ja Nichts verborgen.