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Erst im März trat der König seine Rückreise nach Berlin 
an. Im Mai begannen hier die Begrüßungsfeierlichkeiten. Am 
22. Juni wurde in jedem Dorfe und in jeder Stadt der Schluß 
mit einem Dankfest gemacht. Der König hatte für die Predig¬ 
ten an diesem Tage aus den Psalmen den Text gewählt: „Alle 
Menschen, die es sehen, werden sagen, das hat Gott gethan, und 
merken, daß es Sein Werk ist." 
30. Das Land der Pommern. 
Die Provinz Pommern grenzt im Süden an Brandenburg, 
und hat im Osten das Preußenland, im Westen das Mecklenbur¬ 
gerland zur Seite. Im Norden wird die 56 Meilen lange Küste 
von der Ostsee bespült. In diese ergießt sich die Oder und theilt 
das nur schmale Pommerland in zwei Theile, von denen der west¬ 
liche Vor-, der östliche aber Hinterpommern heißt. Vor dem 
Ausflusse der Oder liegt das Stettiner Haff, das durch zwei Jn- 
.seln, Usedom im Westen und Wollin im Osten, von der See ge¬ 
trennt ist, so daß man auf drei Wegen, durch die Peene, Swine 
und Divenow, aus dem Hass in's Meer schiffen kann. 
Wenn du wie ein Vogel über das Land dahinfliegen könntest, 
so würdest du sehen, daß Gott der Herr dasselbe reichlich ge¬ 
segnet hat; denn auf den fruchtbaren Feldern wächst vortreffliches 
Getreide, und auf den sammetweichen Wiesen weiden Ochsen, 
Kühe, Pferde und Schafe das saftige Gras ab. Wo die Wiesen 
zu trocken liegen, hat man an den kleinen Flüssen, die das Land 
durchziehen, und an den See'n, deren es gar viele giebt, kleine 
Windmühlen aufgestellt. Diese pumpen das Wasser auf die Wie¬ 
sen und wässern sie, so daß auch in dürrer Zeit das Vieh auf 
ihnen gute Nahrung findet. Solche Wiesen heißen Rieselwiesen. 
Ist aber ein Stück Land zum Ackerbau wohl geeignet, dabei je¬ 
doch zu wasserreich; so legt man thönerne Röhren, oft viele Fuß 
tief, in die Erde, und leitet das darin abfließende Wasser in 
Gräben. Dadurch gewinnt man reiches Ernteland. Westlich von 
der Oder siehst du meist fruchtbare Aecker, östlich jedoch ziehen 
sich köstliche Eichen- und Buchenwälder durch das Land. Diese 
sind reich an Hirschen, Rehen und Hasen, auch wilden Schweinen, 
denen die vielen Eicheln eine nahrhafte Mast bieten. Es bleiben 
aber noch genug Eicheln für die zahmen Schweine übrig. Diese 
werden in den Wald getrieben, weil die Eichelmast kerniges Fleisch 
und breiten Speck giebt. Die Störche und die Schwalben kom¬ 
men in Pommern zwei bis drei Wochen später an, als bei uns, 
und ziehen auch eher wieder fort; denn der Winter kommt früher 
und geht später, als bei uns. Wenn wir schon eingeerntet haben, 
Fangen erst die Pommern zu schneiden oder zu mähen an. Deckt 
der Schnee Wald und Feld, so wird in den Wäldern ausgezeich¬
	        
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