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Unglück schon früh kennen lernt; er wird, wenn für ihn eine bes¬ 
sere Zeit kommt, das Glück um so höher schätzen und um so sorg¬ 
licher bewahren." 
Im Jahre 1813 am 20. Januar fand die feierliche Einseg¬ 
nung des Kronprinzen statt. Alle Anwesenden fühlten die hohe 
Wichtigkeit der Handlung gerade in dieser ernsten, schweren Zeit. 
Der würdige Bischof Sack, welcher bereits Friedrich Wil¬ 
helm III. getauft, eingesegnet und getraut hatte, war auch der Leh¬ 
rer des Kronprinzen im Christenthum gewesen. Bei der Prüfung 
seines königlichen Zöglings richtete er an denselben auch die Frage: 
„Was soll der Glaube an die Alles umfassende Weltregierung Got¬ 
tes bei schweren Unglücksfällen in uns wirken? — Der Kronprinz 
sprach aus der Fülle seines frommen Herzens: „Dieser Glaube 
soll und wird mich erheben, stärken und kräftigen. Fest und ru¬ 
hig glaube ich an Den, der zum Uebermuth spricht: Bis hieher 
und nicht weiter! Hier sollen sich legen deine stolzen Wellen! 
Ich glaube an den Allgerechten, der den Frommen das Licht auf¬ 
gehen läßt in der Finsterniß, und Freude den redlichen Herzen. 
Das Morgenroth einer besseren Zeit bricht an. Ich hoffe mit 
freudiger Zuversicht, der allmächtige, gnädige Gott wird mit meinem 
königlichen Vater, seinem Hause und treuen Volke sein. Amen!" 
Während die Jugend des Kronprinzen durch die unglückliche 
Lage des Vaterlandes nach der Schlacht bei Jena und Auerstädt 
getrübt war, fiel in seine Jünglingsjahre die schöne Zeit der Be¬ 
geisterung für den Freiheitskampf. Der Kronprinz wohnte den 
meisten Hauptschlachten der Feldzüge von 1813 bis 1815 bei und 
zeichnete sich durch Muth und Tapferkeit aus. 
Der junge Aönigssohn. 
1. Wer sprenget auf dem stolzen Roß 3.0 reite, junges, edles Wild, 
bis in die vordern Reihen du ritterlicher Degen! 
und will dem Eisen, dem Geschoß Vom Himmel schaut ein sel'geS Bild 
das munt're Leben weihen? mit Lust nach deinen Wegen: 
Das ist ein junger Königösohn, Die Mutter schützt den Königssohn; 
der Erbe von dem Preußenthron. du erbest doch der Väter Thron! 
2. Drob zürnet ihm des Königs Muth 4. Du wirst uns lang' im Ehrenfeld 
und straft mit mildem Wort: mit Blick und Schwert regieren; 
„Zurück, du junges Zollernblut, in späten Jahren, werther Held, 
zum angewies'nen Ort! ein frommes Scepter führen. 
Du rascher, junger Königssohn Du rascher, lieber Königssohn, 
mußt erben ja den hohen Thron!" wir retten auch für dich den Thron. 
Am 29. November 1823 vermählte sich der Kronprinz mit 
der Prinzessin Elisabeth Ludovike von Baiern. — Die Kronprin¬ 
zessin wurde mit Jubel im Preußenlande begrüßt. Bald verbreitete 
sich die Kunve von ihrem stillen christlichen Wohlthun, wie sie den 
Nothleidenden durch zweckmäßige Unterstützung zu Hülfe käme. Und 
so hat sie ihr frommes Werk bis auf unsere Tage fortgesetzt.
	        
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