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23. Der Flußkrebs.
Das Fleisch des Krebses ist eine beliebte Speise, und schon
das Kind weiß, was das ist: schwarz in die Küch' und roth ans
den Tisch. Am Ufer der Bäche und Flüsse, wo Erlen und abge¬
storbene Stämme ihr Wurzelnetz in den Schlamm flechten, hauset
in tiefen Höhlen der Krebs. Er ist immer im Harnisch, schwer¬
bewaffnet bis an die Zähne. Sturmhaube und Küraß aus einem
Stück; aber siebenfach zusammengesetzt der kunstvolle Ringpanzer
seines Hinterleibes, der sich in eine flossenähnliche Verbrämung
endigt. Unter diesem Schilddach regen sich fünf, ja zehn Paar
krabbelnder Füße, die wuchtige Kriegsmaschine mühsam fortschie¬
bend. Vorn droht ein dreizähniges Scheerenpaar; der Fuß hat
sich in eine Faust verwandelt, die freilich nur aus Daumen und
Kleinfinger besteht, aber dennoch ein tüchtiger Packan ist. Neben
dem Nasenstachel aber strecken sich die langen, drahtähnlichen Füh¬
ler hervor, und aus feinen Stielchen drehen sich die schwarzen
Kugeln der Augen. Im Innern endlich birgt er einen Stein, fast
anzusehen, wie ein weißes Auge; in früheren Zeiten wurde der¬
selbe als Heilmittel gebraucht.
So brütet der Krebs in schwerer Ruhe, aus der nur die Nacht
ihn hervorzieht. Da entwickelt er dann sein Schwimmtalent;
mancher Frosch, manches schlafende Fischchen wird ihm zur Beute,
sogar die Schnecke in ihrer rollenden Festung ist vor seinem Griffe
nicht sicher. Aber lieber noch, als an das lebendige Gethier,
macht er sich über das verwesende; oft findet man ihn schaaren-
weise in den modernden Resten eines Hechts. Die Krebse fallen wohl
auch über einander selbst her, in plumpem Ringen, Zerren und Knei¬
fen ohne Grimm und ohne Leidenschaft, ohne List und ohne Helden¬
muth. Es ist allein die Freßgier, welche die träge Waffe treibt. Doch
bei aller Stumpfheit und Freßgier zeigt die Krebsmutter einen Zug
elterlichen Sinnes; denn sie trägt nicht blos ihre Eier, sondern
zum Theil auch ihre eben ausgeschlüpften Jungen mit sich herum.
Der Krebs ist langlebig, schwer zu tödten; selbst der Schärfe
des Essigs und des Weingeistes widersteht seine Wassernatur stun¬
denlang. Ein Alter von zwei Jahrzehnten erreicht er wohl drun¬
ten in seinem Element, und er darf schon einen Fuß, eine Scheere
misten, ohne sich krank zu fühlen; weiß er doch, daß sie ihm wie¬
der wachsen. Gefangen wird er bei Tag, und Nachts bei Lich-
terschein; aber wenn man ihn haben will, muß man ihn tapfer
greifen. Faßt man ihn furchtsam, nicht an beiden Scheeren,
sondern etwa J6et einer, so giebt er kühlen Herzens diese daran
und flüchtet rückwärts in sein Versteck. Der ungelenke Körper ist
auf einmal elastisch geworden; mit der Kraft einer Sprungfeder
krümmt sich der breite Ruderschwanz unter die Brust und schlägt