Full text: Grundzüge der allgemeinen Erdkunde

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Die Bildung der Erdrinde, erwiesen 
bedeutende Strecken aus. Man findet aber in der Zusammensetzung der 
Erdrinde Gesteinarten', welche eine nahe Verwandtschaft mit diesen haben, 
und daraus läßt sich folgern, daß die Ursachen, welche gegenwärtig bei 
Bildung des Gesteins thätig sind, auch jene alten Massen hervorgebracht 
haben, die das Gerippe unserer Erdfeste bilden. 
2) Die Bildung der Erdrinde muß eine beträchtliche Zeit erfordert 
haben, selbst wenn wir annehmen, daß die erzeugenden Thätigkeiten in der 
Vollendung ihrer Wirkungen damals rascher waren, als sie es heutiges- 
Tages sind. Beinahe alle Mineralmassen, die zu unserer Kenntniß ge¬ 
langen , sind geschichtet, und wurden offenbar mittels Wassers gebildet, 
und zwar einige durch die mechanische Gewalt, die dieses durch Weiterfüh¬ 
rung loser Trümmer des früher vorhandenen Gesteins ausübt, andere 
durch Niederschlagsproceß. Diese geschichteten Gebirgsarten sind ungemein 
zahlreich, und die Einen haben nur einige Zoll, die Andern dagegen viele 
hundert Fuß Durchmesser, — ein deutlicher Beweis, daß ihre Formation 
einen beträchtlichen Zeitraum erfordert haben muß. 
3) Die Umstände, unter denen sich eine Schichte bildete, sowie — 
wenigstens in einzelnen Fgllen — die physikalische Beschaffenheit der Erde 
zu gewissen geologischen Perioden, lassen sich durch eine Prüfung des Ge¬ 
steins bestimmen. Viele geschichtete Gebirgsarten enthalten die Ucberreste 
von Thieren und Pflanzen, welche zur Zeit der Ablagerung lebten. Diese 
mögen im Allgemeinen als Zeugnisse für die Umstände, unter denen sich 
das Belt bildete, und die Beschaffenheit der Erde zu jener Zeit dienen. 
Hie und da findet man die organischen Ueberreste in einem zerbrochenen 
und beinahe zerriebenen Zustande, was beweist, daß die Katastrophe, in 
der sie eingeschichtet wurden, eine heftige und vielleicht sehr lange war« 
An andern Orten haben sich die feinsten Gerippe von Schalthieren er¬ 
halten, und man hat Pflanzen in Lagen gefunden, welche den Beobachter 
auf die Vermuthung führen, daß sic ohne Gewaltsanstrengung dort ein¬ 
geschichtet worden seyen. Auch ans der Prüfung der Versteinerungen 
selbst läßt sich einige Belehrung ziehen; denn während die einen Lager 
Ueberreste von Thieren enthalten, die anerkanntermaßen in süßem Wasser 
eristirten, find andere mit den Ueberresten von Thieren angefüllt, die im 
Ocean lebten- Wenn wir nun annehmen, daß die Gewohnheiten derjenigen 
Thiere, deren Ueberreste in dem geschichteten Gestein gefunden werden, den 
jetzt eristirenden Typen derselben Arten und Geschlechter ähnlich gewesen leyen,. 
so kann der Geolog das sossilienhaltige Gestein unter die zwei Rubriken: 
Süßwassergestein und Salzwassergestein, bringen. Diese Beweisart wurde 
vielleicht in vielen Fällen ziemlich nachlässig und nur aus den Grund des 
Vorhandenseyns einiger weniger Gattungen angewendet. Wenn aber die
	        
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