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4. Und rief: „Wer mich im Kampf 
besiegt, 
dem geb’ ich mich zu eigen; 
doch muss auch, wer mir unterliegt, 
sich mir als Sklave neigen.“ 
So harrt er sieben Tage lang; 
doch wollte keiner sich den Dank 
mit seiner Haut gewinnen. 
ü. Der Kaiser, den das Ding verdross 
und seiner Ritter Zagen, 
rief manchen tapfern Schildgenoss’, 
den kühnen Strauss zu wagen; 
doch schon die zweite Woche 
schwand, 
und keiner noch dem Ritter stand, 
der immer stärker pochte. 
6. Da ritt auf hohem, stolzem Ross, 
in Waffen goldenhelle, 
ein Ritter von des Kaisers Schloss 
und rief: „Wohlauf, Geselle! 
Heraus zum Kampf auf Spiess und 
Schwert, 
kannst einen Dank, der Mühe werth, 
mit starker Faust dir holen.“ 
7. Der Riese langte von der Wand 
den Eichbaum, seine Lanze; 
er nahm das breiteSchwert z urHand 
und ritt zum Waffentanze. 
So kamen sie zum weiten Plan; 
das Volk zu tausend zog heran, 
dem Kampfe zuzuschauen. 
8. Die brachen auf einander los, 
zwei leuchtende Gewitter; 
wieDonner kracht der Lanzesstoss; 
fest sassen beide Ritter. > 
Die Rosse aber, kraftentmannt, 
hinstürzten keuchend in den Sand, 
-'an allen Gliedern bebend. 
9. Und drauf die beiden Ritter schnell 
sich aus den Sätteln schwangen, 
die Schwerter zogen, dass sie hell 
auf Stahl und Panzer klangen. 
Wie Eichensturz des Franken 
Schlag, 
wieBlitze schnell und zuckend brach 
des Deutschen Schwert hernieder. 
10. Da zum gewalt’gen Streiche 
schwingt 
der Riese seine Wehre; 
der Ritter schnell zur Seite springt, 
entgeht des Hiebes Schwere, 
und schlägt mit einem Schlag 
gewandt 
dem Franken ab die rechte Hand; 
der sank in Schmerz zusammen. 
11. Und an desHimmelsweitemSehooss 
bricht sich der Jubel wieder; 
derSieger schlägt denHelmsturz los, 
das Volk sinkt dankend nieder. — 
Der Ritter, der mit solcher That 
den deutschen Ruhm gerettet hat, 
war Kaiser Max geheissen. 
31. Die Uhren. 
Man kann die Stunden des Tages durch Anschauen des Him¬ 
melsgewölbes oder aus dem Schatten erkennen, welchen die Gegen¬ 
stände auf die Erde werfen. Die Menschen, welche ihr Leben unter 
freiem Himmel zubringen, wie die Hirten und Ackerleute, sind darin 
geübt. Doch hat man schon von Alters her besondere Vorrichtungen 
gehabt, welche die Zeit anzeigen. Sie heißen Uhren. Bei Griechen 
und Römern waren die Sonnenuhren in Gebrauch. Später kamen die 
Wasser- und Sanduhren auf. Bei ihnen wird durch das stets gleichmä¬ 
ßige Abfließen des Wassers oder des Sandes die Zeitin gleiche Abschnitte 
getheilt. Geistreiche Männer erfanden ferner Maschinen, welche durch 
Wasser oder Luft in Bewegung gesetzt wurden und die Eintheilung der 
Zeit ziemlich genau anzeigten. Solche Maschinen waren jedoch nur 
Seltenheiten und nutzten nur Einigen. Die Einführung der Thurm¬ 
uhren war daher eine wirkliche Wohlthat. Die erste, welche nach 
Europa kam, war die, welche der Kalif Harun-al-Raschid Karl dem 
Großen als Geschenk sandte. Im dreizehnten Jahrhundert waren die 
ösfentlichenThurmuhren, in Italien und England besonders, schon sehr 
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