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130. Die horelei.
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
® Daß ich so traurig bin;
^>n Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.
2. Die Luft ist kühl, und es dunkelt,
Und ruhig fließet der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Am Abendsonnenschein.
3. Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar;
^hr goldnes Geschmeide* blitzet,
^ie kämmt ihr goldenes Haar.
4. Sie kämmt es mit goldenem Kamme
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei*.
5. Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh'.
6. Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lorelei* getan. H. Heine.
131. Das Rieienipielzeug.
t urg Niedeck ist im Elsaß der Sage wohlbekannt,
Die Höhe, wo vorzeiten die Burg der Riesen stand.
Sie selbst ist nun verfallen, die Stätte wüst und leer;
Du fragest nach den Riesen, du findest sie nicht mehr.
2. Einst kam das Riesenfräulein aus jener Burg hervor,
Erging sich sonder* Wartung und spielend vor dem Tor
Und stieg hinab den Abhang bis in das Tal hinein,
Neugierig zu erkunden, wie's unten möchte sein.
3. Mit wen'gen raschen Schritten durchkreuzte sie den Wald,
Erreichte gegen Haslach das Land der Menschen bald,
Und Städte dort und Dörfer und das bestellte Feld
Erschienen ihren Augen gar eine fremde Welt.
4. Wie jetzt zu ihren Füßen sie spähend niederschaut,
Bemerkt sie einen Bauer, der seinen Acker baut.
Es kriecht das kleine Wesen einher so sonderbar;
Es glitzert in der Sonne der Pflug so blank und klar.
5. „Ei, artig Spielding!" ruft sie; „das nehm' ich mit nach Haus!"
Sie knieet nieder, spreitet* behend ihr Tüchlein aus
Und feget mit den Händen, was sich da alles regt,
Zn Haufen in das Tüchlein, das sie zusammenschlägt.
6. Und eilt mit freud'gen Sprüngen-man weiß, wie Kinder sind-
Zur Burg hinan und suchet den Vater auf geschwind:
Liermann-Prigge, Lesebuch für Sextu, siebte bis zehnte Auslage.
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