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31. Volney Beckner. 
Kriedrich Jacobs. 
Kleine Erzählungen des alten Pfarrers von Mainau. 3. Aufl. Leipzig. O. I. S. 12. (I. Aufl. 1833.) 
Nachdem ich das nördliche Amerika nach allen Richtungen 
durchstreift und auch Haiti besucht hatte, schitfte ich mich 
mit einer reichen Ernte von Pflanzen in Port au Prince1) nach 
Prankreich ein. Unser Schiff war zum Theil mit irländischen 
Matrosen bemannt, unter denen sich vornehmlich die beiden 
Beckner, Vater und Sohn, auszeichneten. Der Vater galt für 
den besten Matrosen in der englischen Marine2), und der Sohn, 
obgleich erst ein Knabe von zwölf Jahren, gab dem Vater 
nur wenig nach. Grosz und stark über seine Jahre, leuchtete 
aus seinem von Sonne und Wetter gebräunten Gesichte zugleich 
der Muth eines Mannes, eine kindliche Gutmüthigkeit und 
jener unbesiegliche Frohsinn, der den Irländer so vorzüglich 
auszeichnet. Auch war er der Liebling aller, die auf dem 
Schiffe waren. Wenn wir ihm bei seinen Geschäften zusahen 
und uns über die Gewandtheit freuten, mit der er auch das 
schwerste so leicht hin verrichtete, als ob es nichts wäre, und 
alles beachtete, ob er sich gleich um nichts zu bekümmern 
schien, dann pflegte der Vater wol zu sagen: „Ist’s ein Wunder! 
Ein guter Irländer ist von Mutterleibe an auch ein guter See¬ 
mann, und mein Volney hat das Seewasser gekostet, ehe 
er Vater sagen konnte. Er war der erste Knabe, der mir geboren 
Ward; drei Dirnen waren ihm voraus, und ich hatte mich schon 
darein ergeben, dasz die Beckners aussterben würden, — da 
kam endlich der Junge an, und ich sagte gleich: Aus dem soll 
ein Wasserheld werden; dafür steif ich. — Sobald er von der 
Muttermilch entwöhnt war, liesz ich ihn nicht aus den Augen. 
Ich nahm ihn überall mit, und wenn ich ihn aus dem Kahn 
ins Wasser warf, war es ihm ein Spasz, und er lachte mich 
an; wie er kaum zwei Jahr alt war, konnte er schwimmen 
wie ein Fisch. Zwei Jahre später versprach ich ihm einmal, 
er sollte mit hinüber nach England fahren, nahm aber mein 
Versprechen zurück, weil er eine Dummheit gemacht und eine 
Strafe verdient hatte. Er war auszer sich, und ich muszte 
ihn einsperren. Was thut der Junge? Er springt zum Fenster 
hinaus, läuft ans Ufer und stürzt sich ins Wasser, und wie 
ich so an der Leiter hänge und das Bramsegel einreffe, kommt 
etwas hinten nachgeschwommen. Da ich hinsehe, — wer solfs 
sein als mein Volney, der, wie er mich ansichtig wird, die 
linke Hand hoch in die Höhe hebt und lacht. In wenigen 
Minuten war er am Schiff und wurde am Tau heraufgezogen, 
und alle unsere Leute waren wie närrisch vor Freuden über 
den Jungen und herzten und küszten ihn, und da ich ihm 
drohte, lachten sie mich aus und schrien, er stände unter dem 
Schutze Seiner Groszbrittannischen Majestät und dem ihrigen. 
]) Port au Prince, Stadt auf Haiti. 2) Die Marine, die Seemacht, die Flotte.
	        
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