begabt, auch diejenigen, welche kein äußerliches Ohr haben. Dadurch sind
sie iin Stande, selbst das Knistern einer Maus zu vernehmen und sich
nach ihr hinzuwenden. Nicht minder dienlich ist ihnen der leise Flug,
welcher von der Weichheit ihrer Schwungfedern herrührt, uud welcher
verhindert, daß sie aus der Ferne bemerkt werden. Den übrigen Vögeln
ist aber gleich den Menschen die Eule ein Gräuel und ein Spott. Läßt
sich eine am Tage sehen, sogleich sind ganze Schaaren kleiner Vögel da,
welche sie mit lärmendem Geschrei verfolgen. Sie wissen, daß die Eule
ihnen im Fluge Nichts anhaben kann. Noch weiter treiben die Naben
ihre Angriffe, und manche Raubvögel, z. B. die Bussarde stoßen geradezu
auf die Eule. Bei Nacht ändert sich aber das Verhältniß und der Über¬
muts) wird allen diesen Feinden wieder vergolten, denn die Eulen verzeh¬
ren dann nicht nur manchen kleinen Vogel, welcher ihnen gerade auf¬
stößt, sondern fallen sogar über jene Bussarde her. Da diese lebendige
Beute mit Federn oder Haa,ren versehen ist, so wirft die Eule von Zeit
zu Zeit solche Federballen, welche man Gewölle nennt, gleich den übrigen
Raubvögeln aus, uud reinigt dadurch ihren Magen.
Auf jene Vcrhaßtheit der Eulen hat man eine Einrichtung zum
Vogelfänge gegründet, welche jedoch bei der immer größer werdenden
Seltenheit der Vögel nicht mehr gestattet werden sollte. Man setzt näm¬
lich eine gezähmte und an einen Riemen gebundene Eule aus einen weit
sichtbaren Ort, in dessen Nähe man ein Versteck (die Krähenhütte) an¬
gebracht hat. Hat man cs auf größere Vögel z. V. Krähen abgesehen,
so erwartet man diese, welche sich aus der ganzen Gegend zur Verhöh¬
nung der Eule einsinden, mit dem Gewehr in der Hand. Für kleinere
Vögel hat man Leimruthcn auf die benachbarten Äste gelegt, woran nun
die Necker hängen bleiben. Hat man keine lebendige Etile, so thut auch
schon eine ausgestopfte gute Dienste.
Was die Stimme der Eulen betrifft, so ist diese zum Theil allerdings
schauerlich z. V. das Huhuhu der Horneule, das Uh, Uh des Uhus und das
Schnarchen der Schleiereule. Das Komm-mil, Geh-mit! des Käuzchens
aber ist weniger wegen seines furchtbaren Lautes für Todesprophezeihung
angesehen worden, als weil diese Eule nach dem Lichte zufliegt und sich
also den spät erleuchteten Fenstern der Krankenzimmer gerne nähert.
Die Vermehrung der Eulen ist nicht sehr stark, da das Weibchen nicht
mehr als '4 Eier legt, und ihrer Feinde sehr viele sind. Am zutraulichsten
gegen die Menschen ist die zugleich schönste aller Eulen, die Schleiereule,
welche sich in Thürmen, oft ganz in die Nähe der Glocken setzt, ja sogar
in Taubenschlägen gefunden wird, ohne daß sich die Tauben vor ihr
fürchten, oder daß sie durch das Getümmel der Tauben sich stören läßt.
Alle Eulen lassen sich jung aufgezogen zähmen, benehmen sich in¬
dessen doch im Verhältniß zu andern Vögeln linkisch, ergötzen aber gerade
dadurch, sowie durch ihre Grimassen. Die Ähnlichkeit mit den übrigen
Raubvögeln zeigt sich auch darin, daß das Weibchen immer etwas größer,
auch schöner gefiedert ist als das Männchen.
48. Der Uhu.
Nicht blos auf Europa beschränkt, sondern auch tut nördlichen Asien
und Afrika verbreitet, ist die große Ohren le (Uhu, Schuhu), die ge-