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ihm doch. Sie füttern ihn sogar noch, wenn er daS Nest verlassen
hat und vor Hunger schreiend auf einem nahen Aste sitzt. 'Übrigens
hätten die Menschen Ursache zu wünschen, daß alle Kuckuckseier gut
ausgebrütet würden, und daß der Vogel weniger scheu wäre und bis
an die Ortschaften herankäme. Denn dann würden die Raupen an
den Obstbäumen und in den Gemüsegärten vertilgt, ohne daß zugleich die
Kirschen, Erbsen und der Waizen Noth litte, wie durch die Sperlinge.
Ein Beweis dafür ist, daß die Kuckucke nur in den wärmsten Mona¬
ten bei uns sind, und sogleich abziehen, wenn die Insekten wegen der
kühlen Nächte nicht mehr in großer Menge und zu allen Tageszeiten
zu haben sind.
31. Die Hühnereier.
Die Hühner zu beobachten hat jedes Kind Gelegenheit. Das Lesebuch
kann also wohl davon schweigen. Um aber doch zu zeigen, wieviel man
auch bei den alltäglichsten Dingen noch zu lernen hat, mag ein Aufsatz
über die Behandlung der Eier unseres Haushuhns hier Platz finden.
Will man Hühnereier längere Zeit aufbewahren, so wähle man stets
srisch-gelegte dazu, da schon gelegene den Keim des Verderbens gewissem
maßen in sich tragen. Am besten sollen sich die im Monat August ge¬
legten halten. Man hat verschiedene Aufbewahrungs-Methoden. Eine der
besten ist wohl folgende: Man verdünnt gelöschten Kalk, wie man ihn
in den Kalbgruben findet, bis zur Dichtigkeit eines ganz dünnen Breies
oder dicker Milch und gießt denselben über die, in einem Topfe oder Fasse,
auf die Spitzen über einander gestellten Eier, so daß diese etwa einige
Finger hoch davon bedeckt werden, hierauf deckt man den Tops oder das
Faß mit einem Deckel zu, verbindet diesen noch außerdem gut mit star¬
kem Papiere und stellt das Gefäß an einen kühlen, jedoch frostfreien
Ort. Man kann auch die zum Aufbewahren irr einen Topf übereinander
gestellten Eier mit Fett, Butter oder Talg begießen und sie halten sich
ebenfalls ein Jahr lang. Auch halten sie sich in 'Getraidehausen, in
Häckerling, Salz oder Asche gelegt, wenn sie nur so liegen, daß sie ein¬
ander nicht berühren.
Für die besten Eier hält man diejenigen, welche eine klare, dünne
Schale haben. Je heller das Eiweiß und je voller das Ei, gegen das
Licht gehalten, scheint, um so besser ist es. Alte und verdorbene Eier
schwimmen im Wasser. Will man wissen, ob ein Ei angegangen oder
angebrütet ist, so darf man cs nur an beiden Enden mit der Spitze der
Zunge berühren. Ist das Ei iloch frisch, so wird man den stumpfen
Theil wärmer als den spitzigen finden: ist es aber angegangen, oder
angebrütet, so sind beide Enden von gleichmäßiger Temperatur.
Die Eier werden aus vielfache Weise zur Speise benutzt; hart ge¬
kocht sind sie aber ein schwer zu verdauendes Gericht und eignen sich
für einen schwachen Magen nicht wohl zur Abendspeise. Rohe, oder-
weich gesottene Eier dagegen sind, mäßig genossen, eine leicht verdauliche
nährende Speste. Gegen Heiserkeit, so wie überhaupt zur Erhaltung
einer geschmeidigen Stimme sind rohe Eier ein bewährtes Mittel.
Will man bunte Eier sieden, so kocht man die Eier mit einem dem
Wasser beigemischten färbenden Stosse. Sollen sic gelb werden, so nimmt