Full text: Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs

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und itt manchen Gegenden gehörte schon viel dazu, wenn einer den 
ganzen Tag über für einen Groschen Gold herauswaschen wollte. 
Damals war aber Alles noch so wohlfeil, daß von einem Groschen 
eine ganze Familie einen ganzen Tag erhalten werden konnte. Jetzt 
aber ist das anders, und da ist es sicherer, sein Brod auf eine andere 
Art im Schweiß seines Angesichts zu essen. 
In manchen Gegenden von Afrika, Südamerika, Kalifornien und 
Australien ist das freilich anders. Dort findet man nicht nur Körn¬ 
lein Goldes, sondern auch Klümpchen und manchmal große Klumpen. 
Ich möchte aber deßwegen doch nicht dort sein, wo so vieles Gold 
und Silber gegraben wird. Denn wenn ich mich auch vor den 
Schlangen, vor den wilden Thieren und Menschen nicht fürchte, so 
ist es doch da, wo am meisten Gold gefunden wird, öfters so theuer, 
daß man für ein solches Stück Brod, das bei uns einen Kreuzer 
kostet, wohl dreißig bezahlen muß, und das haben auch die armen 
Bergleute erfahren, die einmal vor etlichen Jahren wegen des großen 
Tagelohns, den fie dort haben sollten, nach Amerika gingen. Sie 
konnten ihren Frauen und Kindern gar kein Geld herausschicken, wie 
sie gehofft hatten, und konnten sich für das viele Geld, das sie dort 
bekamen, kaum satt an Brod essen. Auch sind die Leute dort sehr 
faul und verschwenderisch und sonst schlimm, so daß sie bei all ihrem 
Golde meistens viel weniger glücklich sind als wir, und öfters auch 
ärmer. So wurde doch auch der reiche König von Spanien, Philipp 
der Zweite, der fast alle Jahre ganze Schiffe mit Gold und Silber 
beladen aus Südamerika, das damals sein war, bekommen hatte, am 
Ende so arm, daß er durch Geistliche von Haus zu Haus Beisteuern 
für sich sammeln ließ. Denn es kommt doch überhaupt nicht auf die 
vielen Einnahmen, sondern auf Gottes Segen und aus Fleiß an, 
wenn man als ehrlicher Mann leben und auskommen will. Ich mei- 
nestheils muß wohl sagen, daß mir ein gutes Gewissen viel tausend¬ 
mal lieber wäre, als alle Berge in der Welt, wenn sie von Gold 
wären. 
Bei uns glaubt manchmal auch einer, wenn er beim Pflügen 
oder sonst wo ein Stücklein Schwefelkies oder Kupferkies findet, er 
habe Gold gefunden. Ein solcher Fund ist aber meistens keinen 
Pfennig werth, obgleich der Stein fast eben so gelb aussieht und auch 
fast so glänzt wie Gold. Denn es iss nicht Alles Gold, was glänzt.
	        
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