98 Vierter Zeitraum. Das Deutsche Reich von Heinrich I. bis zum Ende der Staufer
Otto von Wittelsbach, der gleichnamige Neffe jenes Pfalzgrafen, dein
Philipps Vater das Herzogtum Bayern verliehen hatte, ihn zn Bamberg
ermordete (1208).
b) Otto IV. als Alleinherrscher (1208—1212). Der Bürgerkrieg
hatte ein Ende. Otto IV. fand bald allgemeine Anerkennung, zog nack
Italien und erwarb die Kaiserkrone. Als er aber die Eroberung des
sizilischen Reiches begann, das der Staufer Friedrich als Lehnsträger
Jnnocenz'III. beherrschte, traf ihn der Bann des Papstes (1210). Ein
Teil der deutschen Fürsten wählte jetzt Friedrich II. zum Könige und
zwang dadurch Otto zur Rückkehr in die Heimat (1212).
c) Ter Thronstreit zwischen Otto IV. und Friedrich II. (1212-1215).
Mit Zustimmung des Papstes trat Friedrich die Reise nach dem Norden
an und begann den Kampf gegen die Welfen. Damit war ein neuer
Bürgerkrieg entfesselt. Entscheidend wirkte die Niederlage, welche Otto IV-
als Bundesgenosse der Engländer bei Bouvines (in Flandern) durch die
Franzosen erlitt (1214)1; denn jetzt wurde der Abfall vom Kaiser all¬
gemein , und int folgenden Jahre konnte Friedrich sich auch in der alten
1215 Kaiserstadt Aachen krönen lassen2, nachdem er bereits drei Jahre früher
in Mainz die deutsche Krone empfangen hatte. Otto IV. zog sich i"
seine Erblande zurück und starb auf der Harz bürg (1218). f
6. Iriedrich II. (1215—1250).
Friedrich II. war nach seiner Erziehung und Neigung mehr Italiener
als Deutscher. Früh verwaist, kam er unter die Vormundschaft des Papstes
Jnnocenz, wurde aber bereits mit 14 Jahren mündig gesprochen. Er war u1**
glänzenden Geistesgaben ausgestattet und besaß eine umfassende Bildung
Außer dein Italienischen, seiner Muttersprache, waren ihm mehrere frcm^'
Sprachen, darunter das Deutsche und das Arabische, geläufig. Auch in de»
Naturwissenschaften hatte er sich reiche Kenntnisse erworben. Der Uiuganil
mit arabischen Gelehrten und die Bekanntschaft mit ben morgenländischen Sitte’1
nährten in ihm bie Neigung zu unumschränkter Regierung (Desp^
tismus) unb untergruben seine Stellung zum Christentum.
a) Die staatliche Neuordnung des deutschen mit) des sizilisÜM
Neiches. Friedrichs Gedanke war, seinem Sohne Heinrich die Regierung
in Deutschland zu übertragen, sich selbst aber die Kaiserwürde und du
Verwaltung des sizilischeu Reiches vorzubehalten. Da3u bedurfte er t>cl
1 Ein zeitgenössischer Chronist sagt über die Schlacht: „Seit dieser Zeit vcI'
lor, wie hinlänglich bekannt, der Name der Deutschen bei den Welsch^
an Wert."
2 In demselben Jahre hielt Jnnocenz III. das vierte Konzil im Lateran a '
welches das Papsttum auf dem Höhepunkte seiner Macht zeigt. (Vgl. S. 7n''