Full text: Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs

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das Meer brandet, als wellte es jedem Reisenden den Zugang versperren. Der 
guten Hafenbuchten ist nur eine geringe Zahl, und diese bringen dann noch andere 
Klippen dein Europäer entgegen, nemlich Fieber und Krankheiten aller Art. Im 
Innern des Weltthcils scheint kein aumuthiger Wechsel zwischen Bergländern 
und Tiefebenen, zwischen Hochflächen und Stufenländern zu sein: bald auf den 
wechselreichen Saum der Berberei folgt die schreckliche Sahara, ein Sandmeer fast 
so groß, als Europc. und größer als jede andere Wüste des Erdballs; südlich von 
dieser Wüste erhebt sich ein gewaltiges Hochland, das noch unbekannter ist als die 
Wüste, und das als eine zusammenhängende, unermeßliche Hochfläche gedacht wird, 
die wie im Süden zum Kapland, auch im Westen und Osten in kurzen, steilen Stufen 
zum Meer abfällt, und dessen Nordabfall zur Wüste eben jetzt von deutschen Reisen¬ 
den durchforscht wird. Dieses, wie man meint, unwirthliche Hochland bildet ein 
Dreieck, das nur im Süden und in zwei nördlichen Vorsprüngen ein regeres Leben 
zeigt; dort im Kapland, hier im nordwestlichen Kong-Gebirge mit den Stnfenländern 
des Senegal, Gambia und Niger, und im nordöstlichen abyssiuischen Alpenland, das 
sich hauptsächlich zum Nil abstuft. Bei so ungünstiger Gestaltung der Oberfläche 
konnten sich'mit Ausnahme des Nils keine so großen Stromgebiete entwickeln, wie 
es in Asien und Amerika der Fall ist. Afrika ist wasserarm; manche seiner Flüsse 
vertrocknen ans längere Zeit, oder verlieren sich bei ihrem Ausfluß im Sande, oder 
sind wieder so reißend und Wasserfälle bildend, daß sie die Beschiffung unmöglich 
machen. 
Alles ist heftig und gewaltsam; so gibt cs hier auch die größten Kolosse unter 
den Gewächsen. Der Affenbrodbaum ist der Elephant der Gewächse; sein Stamm über¬ 
trifft vielleicht alle Baumarten an Umfang; dieser beträgt zuweilen über 80 Fuß, 
der Durchmesser (Breite) der Krone über 130 Fuß. Die Waldungen strotzen von 
unzählbaren Gattungen der feurigsten Gewürze, der nahrhaftesten Früchte und der 
schönsten Farbhölzer. Der Bntterbanm im westlichen Binnenlande ersetzt durch die 
Butter, die man aus den Kernen seiner Früchte gewinnt, die fehlende Thierbntter so 
gut, daß mau diese Pflanzenbntter fast nicht von der unsrigen zu unterscheiden ver¬ 
mag. Viele Arten von Palmen, besonders die Dattelpalme, Pisang, Ananas, Tama¬ 
rinden, Feigen, die nahrhafte Kassave, aus deren Wurzel Brod gemacht wird, ge¬ 
deihen in den fruchtbaren Erdstrichen zu besonderer Vollkommenheit; so auch im 
sumpfigen Küstenland die Manglebänme, deren jeder wieder einen kleinen Wald um 
sich bildet, indem seine Zweige, wie die der indischen Banianen, wieder Wurzeln treiben 
Im Innern der Gebirge findet sich Gold und im Sande vieler Flüsse Goldstaub. 
Afrika hat viele gewaltige Thiergestalten; da findet sich der Elephant, das Rhinoze- 
ros, der Löwe n. s. w. Dem Erdtheil gehören eigenthümlich an: die schlanke Giraffe, 
das plumpe Flußpferd und andere; unter den Hausthieren hat cs das nützliche 
Kameel. 
Was endlich die Menschen betrifft, so ist der schwarze Neger der Kernstamm von Afri¬ 
kas eingeborner Bevölkerung, und das Land um den oberen Niger, das um den Nil und 
das Land um den großen Binnensee (Tschadsee) zwischen jenen beiden Flüssen sein Wie¬ 
genland. Der Blick ans diese schwarzhäntigen Menschen ist aber kein erfreulicher. 
Nicht zu gedenken der Tausende, die bis jetzt alljährlich in die Sklaverei geschleppt 
wurden, reiben sich die kräftigeren Stämme unter einander selbst auf in Kriegen und 
Menschenopfern. Wie roh und grausam, wie so abgestumpft für die edlere Mensch¬ 
lichkeit sind die Aschantis mit ihrem Sklavenhandel und ihren Menschenopfern! Ilud 
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