Full text: Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs

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in den Handel gebracht.^ Aber auch solche Gewächse werden gepflanzt, 
von welchen der, der sie pflanzt, keinen andern Gebrauch macht, als 
daß erst sie an Gewerbtreibende verkauft und dadurch einen schöner 
Lohn für seine Mühe und einen reichlichen Zins von seinem Ackei 
empfängt. Mehr als bei uns ist das in andern Welttheilen bei 
Fall, aus welchen wir für gutes Geld Zucker und Kaffee, Thee, Ge¬ 
würze, Arzneimittel, Baumwolle und vieles Andere beziehen. Aber 
auch in Europa und insbesondere in unserem deutschen Vaterlande 
ist der Boden so ergiebig, daß neben dem, was die zahlreiche Be¬ 
völkerung an Nahrungsmitteln und Kleidungsstoffen bedarf, noch hin 
und wieder Manches für den Handel gebaut werden kann. Und ob¬ 
wohl die Gewächse der wärmeren Gegenden bei uns gewöhnlich im 
Freien nicht gedeihen, gibt es doch noch viele, für welche unser Klima 
ganz angemessen ist und welche einen schönen Ertrag gewähren. In 
der neuesten Zeit sind durch den erleichterten Verkehr mit andern 
Ländern die landwirthschaftlichen und gewerblichen Verhältnisse in 
Deutschland vermehrt, Lust und Muth zu Unternehmungen geweckt 
und besonders durch die Fürsorge des Königs Wilhelm die Land- 
wirthschaft und der Betrieb der Gewerbe in Württemberg so gehoben 
worden, daß man auch bei uns Manches zu pflanzen beginnt, was 
unseren Voreltern fremd gewesen und nur aus andern Ländern zu 
uns gebracht worden ist. Wie vieles Geld wird jetzt in manchen 
Gegenden aus den Zuckerrüb en erlöst, welche in die Zuckerfabriken 
geliefert werden! Wie einträglich ist in den meisten Jahren der Bau 
des Hopfens, den unsere Bierbrauer früher, um das Bier damit 
gewürziger, stärker und haltbarer zu machen, von ferne her beziehen 
mußten! In manchen Gegenden des südlichen Deutschlands baut 
man jetzt mit gutem Erfolge die Tabaks pflanze, deren Heimat 
das mittlere Amerika ist, und verkauft ihre getrockneten Blätter an 
die Tabakssabriken, wo sie durch eine Art vou Gährung von ihren 
schädlichen Eia^schasten befreit und zum Rauchen und Schnupfen zube¬ 
reitet werden. Man pflanzt da und dort den weißen Maulbeerbaum, 
dsssen, Blätter* Ne beste Nahrung für die Seidenwürmer und. 
sucht damit die Seidezucht bei uns einheimisch zu machen^ Die 
Weber-Karden, deren reife Blüthenköpfe zum Kardätschen (Rau¬ 
hen, Auskratzen) des Tuches gebraucht werden, wurden früher aus 
^üblicheren Ländern bezogen; jetzt gedeihen sie bei uns unter ver¬ 
ständiger Behandlung so, daß wir bald keine ausländischen mehr 
nöthig haben werden. Anch ffüv manche Faabpslanzew ist unser
	        
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