Full text: Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs

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haftefte Gewebe bleibt immer die Leinwand. Der Hanf hat den Vor¬ 
zug größerer Festigkeit und Dauerhaftigkeit, aber Feinheit und Schön¬ 
heit bleibt auf der Seite der flächsenen (leinenen) Gespinstes Und 
wie viele Personen finden Arbiit und Verdienst bei der Behandlung 
dieser beiden Gewächse! Der Bauer, welcher pflügt und säet, die 
Weiber, welche die WinterMnde durch Spinnen und Haspeln kürzen, 
im Herbste brechen, schwingen und hecheln, im Sommer das gefertigte 
Tuch bleichen, die Weber, welche spulen, zetteln und weben, die 
Färber, welche dem Garn oder der Leinwand eine andere Farbe geben: 
Alle haben ihren Vortheil von dem Anbau dieser Pflanzen, den Seiler 
gar nicht gerechnet. Dazu kommt, daß Hanf und Flachs öligen Sa¬ 
men bringen, welcher sich mannigfach benützen läßt, der Hanf mehr 
als Futter für im Käfig gehaltene Vögel, der Lein aber zu Oel, 
welches wegen seiner Trockenheit zu Firniß und Oelfarbe unter allen 
am brauchbarsten ist. 
So groß die Aehnlichkeit in der Behandlung des Hanfes und 
Flachses ist, so ungleich find sich die Pflanzen selbst. An dem Hanf 
ist Alles größer und gröber, mannshohe Stengel, dickere, runde Sa¬ 
menkörner, widriger Geruch, unschöne Blüthe; an dem Flachs ist dies 
alles anders. Dennoch erträgt der letztere mehr Kälte und kommt 
in geringerem Boden fort. Der beste Lein kommt aus Rußland, der 
beste Hanf aus Italien. 
10. Deutsche Sar-elspstan)en, 
f In dem Pflanzenreiche hat Gott für viele lebendige Geschöpfe 
und besonders für den Menschen einen Segen niedergelegt, dessen 
Größe noch nicht völlig erkannt und ermessen ist. Die Pflanzen die¬ 
nen für Menschen und Thiere zur Nahrung, zur Labung und Erfri¬ 
schung in kranken und gesunden Tagen, zur Heilung innerer und 
äußerer Schäden, zur Wohnung, Kleidung und Erwärmung, zu einer 
Menge von Geräthschasten und zum Betriebe verschiedener Gewerbe. 
Der größte Theil dieses Segens geht durch die Hände des Land¬ 
mannes, der die nöthigen und nützlichen Pflanzen, welche nicht wild 
wachsen, dagit, und was er vom Ertrag seines Feldes entbehren kann, 
zu seinem und Anderer Nutzen verkauft. Obst, Most und Wein, die ver¬ 
schiedenen Getreidearten und Küchengewächse, Kartoffel und Welschkorn 
(Mais), Kraut und Rüben, Hanf und Flachs, Reps und Mohn, Klee 
und Gras und wie vieles Andere noch wird so bei uns gebaut und
	        
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