Full text: Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs

465 
In der That hängt die Mission mit der Bestimmung der Kirche 
Christi so eng zusammen, daß man sagen kann: die Kirche ist selbst 
eine Missionsanstalt, welche Botschaft hat für alle Welt, und sie hat 
diese ihre Missionsanfgabe auch in den Zeiten ihrer größten Ent¬ 
artung nie ganz vergessen. 
Ein Ueberblick über die achtzehn Jahrhunderte ihres Bestehens 
bis in unsere Tage herein mag dies beweisen. 
Das erste Jahrhundert that die größten Schritte in der Eroberung 
der Länder für Christum. Anhebend zu Jerusalem schritt die Kirche 
Christi nach Syrien, Kleinasien, Egypten, gegen Osten nach Baby¬ 
lonien fort. Sie pflanzte sich in Europa auf, von wo sie Thracien, 
Macedonien, Griechenland, Jllvrien und Italien mit der Predigt des 
Evangeliums erfüllte. 
Das war die jugendliche Blüthezeit, das apostolische Zeitalter 
der Kirche und Mission. 
Im zweiten Jahrhundert wurde Gallien (das jetzige Frankreich) 
von der seligmachenden Predigt durchschritten, und diese wurde damals, 
ja vielleicht schon ziemlich früher nach Britannien (dem heutigen Eng¬ 
land) und Spanien verpflanzt. Das nördliche Afrika mit seiner be¬ 
rühmten Hauptstadt Karthago beugte sich unter die sanfte Macht des 
Evangeliums. Im Osten drang das Wort Christi nach den Ländern 
des Euphrats; und selbst nach Indien, oder doch in die angrenzenden 
Länder soll es erklungen sein. 
Das dritte Jahrhundert ist durch keinen Siegesschritt der Kirche 
in neue Länder ausgezeichnet. Wohl aber war es eine Zeit stiller 
Ausbreitung innerhalb der bereits umzogenen Grenzen, in welchen 
immer noch die Heiden die Neberzahl bildeten. Aber die freie, freu¬ 
dige Missionsflamme war schon gesunken; denn die Kirche hatte ange- j 
fangen, an innerer Kraft zu verlieren durch ihre Mischung mit dem 
Heidenthum. 
Mit diesem Jahrhundert schließt die frische Jugend der Kirche 
und Mission. Es beginnen die Jahrhunderte, da nicht mehr das 
lautere Evangelium verklärend an die Nationen überging, sondern 
die Kirche mit all ihren Krankheiten und Einseitigkeiten an die Völker 
kam. Die Zeit der lebendigen Bekehrungen einzelner Seelen war 
vorüber, und es galt nun meist die Annahme der christlichen Form 
durch Fürsten und Nationen. 
Im vierten Jahrhundert gewann das Christenthum den Sieg 
über das Heidenthum gegen Morgen in Armenien, drang in Persien 
Lesebuch. Lv 
, 0fm 
—— ,„1 ^ . . . . Ir
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.