Full text: Deutsches Lesebuch für die oberen Abtheilungen ein- und mehrklassiger Elementarschulen in der Stadt und auf dem Lande

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sie zusammengodrükkt wird, eben so bewegt sich dieselbe aus einer Gegend, 
wo sie eine grössere Dichtigkeit bat, nach der, wo letztere kleiner ist. 
Allen Winden liegt eine Strömung im Gleichgewichte der Atmosphäre zu 
Grunde, wozu die Wärmeverschiedenheit benachbarter Gegenden Veranlassung 
giebt. Wenn .von zwei benachbarten Gegenden die eine stärker erwärmt wird, 
als die andere, so linden wir in den oberen Schiebten der Atmosphäre einen 
Wind, welcher von der wärmeren Gegend nach der kälteren geht, während 
sieh am Hoden die Luft von der kälteren nach der wärmeren bewegt. Der 
folgende Versuch von Franklin beweist auf eine überraschende Weise die 
Wahrheit des Gesagten. 
Wenn man im Winter die Thüre zwischen einem goheitzten und einem 
kalten Zimmer öffnet, und dadurch eine Vermischung der in ihnen befindlichen 
Lustmassen möglich macht, so erkennen wir in der Thüröffnung zwei Winde. 
Im oberen Theile gebt der Luststrom aus dem warmem Zimmer nach dem 
kälteren, in dem unteren dagegen ein solcher aus dem kalten nach dem warmen. 
Um diese Strömungen zu erkennen, liefert die leicht bewegliche Flamme einer 
Kerze eine treffliche Windfahne; im oberen Theil der Thüröffnung wird sie mit 
Lebhaftigkeit nach Aussen, im unteren nach Innen getrieben, 
Zwischen den Wendekreisen herrschen regelmässige oder beständige, zwischen 
den Wendekreisen und «len Holen aber unregelmässige und unbeständige Winde. 
Zu jenen gehören: der stets webende, merkwürdige Ostwind, die Passatwinde 
oder Mussons und die Land - und Seewinde; zu diesen: die der Gesundheit 
nachtheiligen Winde Harmatan, an der Westküste Afrikas; Chamsin in Egypten; 
Samum in Arabien, Persien, Syrien; Sirokko in Sicilien und Italien. Die 
Wirbelwinde oder Luftsäulen, die sieh gewaltsam um sich selbst drehen und 
zugleich fortrükken, entstehen, wenn starke Winde einander entgegen blasen, 
an der Stelle, wo sie zusammentreffen. Ihre Wirkung ist furchtbar: sie reissen 
Bäume und Häuser nieder und führen Vieh, Menschen und andere Körper, 
auf die sie treffen, mit fort. Die Geschwindigkeit der Winde und die davon 
abhängende Stärke der Wirkung ist sehr verschieden; daher die Ausdrükkc: 
gelinder Wind, starker Wind , Sturm, Orkan. 
Die Winde sind im grossen Haushalt der Natur von Wichtigkeit. Sie 
reinigen die Lust von schädlichen Dünsten; mildern die Strenge hochnordischcr 
Kälte und die Hitze der südlichen Gegenden; bringen dem Festlande den 
befruchtenden Regen und öffnen uns dadurch die Quellen. 
Da* Wetterglas, 
Mancher geneigte Leser hat auch sein Wetterglas im kleinen Stühlein hängen, 
nicht erst seit gestern; denn die Fliegen haben auch schon daran geschaut., was 
der Himmel für Wetter im Sinne hat, also dass der Mensch nicht mehr viel 
daran erkennen kann. Mit einem nassen Tüchlein von Zeit zu Zeit wäre zu 
helfen. Aber das scharfe Auge des Lesers hat’s noch nicht vonnölhen. Jetzt
	        
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