Full text: Deutsches Lesebuch für die oberen Abtheilungen ein- und mehrklassiger Elementarschulen in der Stadt und auf dem Lande

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schaut er’s deutlich an und sagt„ Morgen können wir noch nicht mähen auj 
den unteren Matten.11 Jetzt klopft er ein wenig an dem Brettlein, ob sich denn 
das Quekksilber gar nicht lupfen will, als wenn er es wekken müsste, wie aus 
einem Schlaf oder aus tiefen Gedanken, und wem es ein wenig ob sich geht, so 
heitert sich in seinem Herzen die Hoffnung auf Aber doch weiss er nicht recht, 
ivie es zugeht. So merke denn: 
Erstlich: Ein braves Wetterglas hat unten an der Spitze des Kölbleins 
oder Köpfleins, worin sich das Quekksilber sammelt, eine kleine Oqffnung, 
Zweitens: Sonst meint man, wo nichts Andres ist, dort sei doch wenig¬ 
stens Luft. Aber oben in der langen Röhre, wo das Quekksilber aufhört, ist 
keine Luft, sondern Nichts. Dies wird erkannt, wenn man das Wetterglas 
langsam in eine schiefe Richtung bringt, als wollte man es umlegen, so fährt das 
Quekksilber durch den leeren Raum hinauf bis an das Ende. der Röhre, und man 
hört einen kleinen Knall. Dies könnte nicht geschehen, wenn noch Luft darin 
wäre. Sie würde sagen: „Ich bin auch da. Ich muss auch Platz haben.“ 
Drittens: Die Luft, die die Erde und Alles umgiebt, drükkt unaufhörlich 
von oben nach der Erde; ja, sie will, vermöge einer inwendigen Kraft, unaufhörlich 
von allen Seiten ausgedehnt und so zu sagen ausgespannt sein, bis auf ein 
Gewisses. Denn sie ist Gottes lebendiger Athem, der die Erde einhüllt und Alles 
durchdringt und segnet. Die Luft geht durch jede offene Thür in die Häuser, 
und aus einem Gemach in das andere., ja auch durch die kleine Oeffiung unten 
an der Spitze des Kölbleins hinein und drükkt auf das Quekksilber, und die 
Luft, welche noch aussen ist, drükkt immer nach und will auch noch hinein. 
Ei, sie drükkt und treibt das Quekksilber in der langen Röhre gewöhnlich 
zwischen 27 und 28 Zoll weit in die Höhe, bis sie nimmer weiter kann. Denn 
wenn das Quekksilber in der Röhre einmal eine. gewisse Höhe erreicht hat, so 
drükkt es, vermöge, seiner eigenthümlichen Schwere der Luft tviederum dergestalt 
entgegen, dass beide in das Gleichgewicht treten. Da strebt gleiche Kraß gegen 
gleiche Kraft, und Keines kann dem Andern mehr Etwas anhaben. 
Viertens: Der Drukk. und die Spannung in der LAß bleibt nicht immer 
gleich, das Mal stärker, ein ander Mal schwächer. Die Gelehrten wissen selbst 
noch nicht recht, wo dieses herrühren will. Wird nun die Ausspannung der Luft 
auf einmal stärker, so dass man sagen kann, sie gewinne neue Kraß, so drükkt 
sie auch um so stärker auf das Quekksilber im Kölblein, also, dass es in der 
Röhre höher hinauf muss, manchmal über 28 Zoll hinaus. Sobald aber die 
Ausdehnung der Lift im Geringsten nachlässt, drükkt im AugenbHkk die Schwere 
des Quekksilbers in der Röhre gegen die LAß im Kölblein, bis sie mit dem 
Drukk der Luft wieder im Gleichen ist, so dass also das Quekksilber in der 
Röhre sinkt, manchmal bis unter 27 Zoll hinab. Also steigt und fällt das 
Quekksilber, oder wie man sagt, das Wetterglas, und sein Steigen und Fallen ist 
übereinstimmend mit dem unaufhörlichen Wechsel der Luft. 
Fünftens: Wenn die Mutter gebakken hat, und das Büblein isst ein 
Slükklein lindes Brot, es heisst nicht schlecht hinein und sc/mekkt ihm wohl; —
	        
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