Was ist der Tod? Die Dammrung vor dem Morgenroth; die Dämmrung
muß dem Lichte weichen, daS Morgenroth die Nacht verscheuchen. >
WaS ist der Tod? Erlösung von dem Zwanggebot deS Fleisches und der
Sündentriebe, ein Heimgang in das Reich der Liebe.
Was ist der Tod? Ein Engel, den der Herr entbot, daß Tod zu Leben,
Schmach zu Ehre, zum Schau'n der Glaube sich verkläre.
Zweiter Abschnitt.
' 37.
Der Dorfkirchhof.
„Der Ort. da du aufstehest, ist ein heilig Land! (2. Mos. 3, 6.)
„Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist die Pforte deS Himmels! (1. Mos. 28, 17.)
Friedlich Dorf! Nach alter Sitte
Hast du noch dein Kirchlein stehn
In deS stillen Dorfes Mitte,
Wo zur Ruh die Todten gehn.
Sonntags wallet die Gemeine
Beim Geläute da heraus;
Zwischen Kreuz' und Leichensteine
Zieht die Schaar ins Gotteshaus.
Wird sie nicht, um Gräber lenkend,
Schon zu tieferm Ernst gesti,umt,
Daß die Seel', ihr End' bedenkend,
Besser Gottes Wort vernimmt?
Will sein Kind zur Taufe tragen
Hier ein Vater Wohlgemuth,
Sieht er nicht den Hügel ragen,
Wo so manches Kindlcin ruht?
Flüstert nicht ein Hauch des Windes
Aus der kleinen Gruft herauf:
Pflege doch des zarten Kindes,
Zieh' eö früh zum Himmel auf!..?
Wann bei'«, hellen Festgeläute
Naht die munt're Hochzeitschaar,
Wandeln die geschmükkten Bräute
Zwischen Grüften zum Altar.
Vor der Jungfrau mit der Krone
Bebt am Kreuz der Flitterkranz,
Mahnt zum Ernst mit leisem Tone
Mitten durch Musik und Tanz.
Aber wankt in tiefe» Schmerzen
Eine Schaar zum Grabesrand,
Dann für die gebroch'nen Herzen
Ist der Trost auch nah zur Hand.
Gleichwie sanfter ja die Kinder
Weinen in der Mutter Schovß,
So vor Gotteö Haus gelinder
Ringen sich die Thränen loS.
Sanfter selbst die Todten ruhen
In der Kirche Hut und Acht,
Gleichwie Kinder in den Truhen,
Wo die treue Mutter wacht. —
Dörflcin! deine Kirch' umkränzet
Grün des Friedhof's ernst Geheg',
Und der Todtenakker grenzet
Hart an deinen Lebensweg.
Wenn in deine Fest' und Freuden
Oft ein Sterbgedanke bricht,
So verklärt sich auch dein Leiden
In des ew'gen Glaubens Licht.