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leider abermals viele eingeriffene Mißbrauche, die er nach Kräften abzuschaffen
suchte.
Ein Zeitgenosse des ESra und Nehenria war der letzte Prophet,
Maleachi (400 v. Chr.). Alle drei Männer haben die eifrigste Sorge getragen,
daß' das Wort Gottes unter dem Volke Israel reichlich wohne. —
Nachdem Gott durch die Propheten in einem Zeitraume von 400 Jahren
geredet hatte, verstummte des Herrn Wort 400 Jahre lang: da redete er am
letzten durch den Sohn, den alle Propheten verkündigten, dem sie alle den Weg
bereiteten und auf dessen baldiges Erscheinen auch Maleachi noch hinwies:
„Siehe! Bald wird kommen zu seinem Tempel der Herr, den ihr
suchet, und der Engel des Bundes, den ihr begehret."
*
Nach dem Tode ESras und NehemiaS lebten die Juden noch gegen 70 Jahre
unter der Herrschaft der Perser und genossen der Ruhe. Auch Viele von denen,
die Salmanassar nach Assyrien und Medien führte, mochten nach und nach in
das Land ihrer Väter heimkehren und sie bauten sich wieder an in der Gegend
des Sees Genczareth. Nur in Samarien blieben die Samariter, die immer
feindlicher gegen die Juden wurden.
Nun rükkte die Zeit heran, wo auch Persien fallen sollte. Schon längst
hatten die Perser mit den Griechen gestritten und ganz Griechenland Fesseln
zugedacht. Endlich bildete sich tu Makedonien, einer nördlichen Provinz
Griechenlands, deren Bewohner die übrigen Griechen bisher kaum zu ihrem
Volke hatten mitzählen wollen, ein Reich, welches sich bald über alle griechischen
Staaten erhob. Philipp von Macedonicn machte sich dlirch List und Gewalt
zun« Herrn von ganz Griechenland und faßte den Beschluß, Persien zu unter¬
jochen. Schon waren die Heere gerüstet, — da starb König Philipp und hinterließ
die Ausführung seiner Pläne seinem ausgezeichnete» Sohne Alexander dem
Großen. Kaum hatte dieser die Regierung angetreten, so unternahm er auch
schon den Feldzug, schlug den persischen König Dariuö Codomannus in
drei großen Schlachten, eroberte sein ganzes Reich und gründete das dritte, das
griechisch-makedonische Welt re ich. (330 v. Chr.). Auf seinem Zuge
iiach Egypten, welches er ebenfalls eroberte und wo er die später so berühmte
Stadt Alexandrien gründete, kam er auch nach Palästina, besuchte selbst Jerusalem
und behandelte die Juden mit großer Milde, erließ ihnen die Steuern am
Sabbathjahr und gestattete ihnen, frei nach ihren Gesetzen zu leben. Sogar bis
nach Indien drang Alexander vor. Aber schon im Jahre 323 starb der
makedonische Held an den Folgen eines lasterhaften Lebens. Nun theilten sich
seine Feldherrkn in sein großes Reich. Es entstanden mehrere kleinere Reiche,
unter denen besonders drei an Umfang und Macht über die andern hervor¬
ragten: daö Stammland Makedonien in Europa, Syrien in Asien, unter
der Herrschaft der Selen cid en, oder Nachkommen des ersten Königs Selen cuS
Nikatvr, und Egypten unter der Herrschaft der Ptolomäer, oder Nach¬
kommen des ersten Königs PtolomäuS Lagi. In den häufigen Kriegen
zwischen Syrien und Egypten wurde Palästina oft hart mitgenommen und kam
bald unter syrische, bald unter cgyptische Oberherrschaft. PtolomäuS Lagi aber
behielt das Ucbergewicht und blieb auch Oberherr der Juden. Er zog viele
Tausende derselben nach Egypten, besonders nach Alexandrien, und gab ihnen
gleiche Vorrechte mit dem herrschenden Volke, den Griechen. Aber auch der
syrische König, SeleucuS Nikator, zog viele Juden in die von ihm erbauten
Städte Klein-ÄsienS, besonders nach Antiochien; sie wurden hier ebenso, wie in
Egypten, sehr begünstigt, und verbreiteten sich daher bald in allen Städten.
Hundert Jahre lebten die Juden in stiller Ruhe. Da entstand ein neuer Krieg
zwischen Syrien und Egypten, und Palästina wurde sehr verwüstet; besonders