Full text: Deutsches Lesebuch für die oberen Abtheilungen ein- und mehrklassiger Elementarschulen in der Stadt und auf dem Lande

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Unter ihm begannen sich die Sekten der Pharisäer und Sadducäer zu 
bilden, zu denen später noch eine dritte, die Sekte der Essäer, kam. Sern 
Sohn Ar ist ob ul uö nahm den Königstitel an, und wurde schon nach einem 
Jahre ermordet. Ihm folgte sein Bruder und Mörder Alexander Jannäuö 
(104 — 77 v. Chr.). Er führte viele Kriege. Nach seinem Tode stritten seine 
beiden Söhne, Aristobulus und Hyrkan, um die Herrschaft und riefen 
endlich zur Entscheidung dcö Streites die Römer herbei, welche damals, mit der 
Gründung eines neuen (deö vierten) Weltreiches beschäftigt, in ihren Eroberungen 
bereits bis Syrien vorgedrungen waren. Der römische Feldherr PompejuS 
kam. AriftobuluS, nichts Gutes erwartend, hatte sich zur Gegenwehr gerüstet. 
Aber Jerusalem wurde von PompejuS an einem Sabbath erobert (63 v. Chr.). 
1200 Juden und viele Priester verloren ihr Leben. Den Tempel rührte PompejuS 
nicht an. Aber Jerusalems Mauern ließ er niederreißen. Hyrkan wurde zum 
Fürsten und Hohenpriester der Juden ernannt, und AriftobuluS nebst seinen 
Kindern als Gefangene nach Rom geführt. Hyrkan regierte von 63 — 37 v. Ehr. 
unter Oberherrschaft der Römer. 
* 
Mit Hyrkan hatte die mehr denn 100jährige Regierung der Makkabäer ei» 
Ende. Der römische Feldherr Cäsar ernannte nun den AntipaS, einen 
Edomiter, zum Statthalter von Judäa. Sein Sohn war H ero deö der 
Große. Aber seine Größe war eine gar gottlose Größe: Er mordete viele 
unschuldige Menschen, auch Kinder, ja selbst die Glieder seiner Familie und übte 
Greuel aller Art. Um sich die Gunst der Juden zu verschaffen, baute er den 
Tempel zu Jerusalem aus, wollte aber nicht dem Gotte dienen, zu dessen Ehren 
dieser Tempel war gebaut worden. Sein Tod war schrekklich. Er bekam ein 
hitziges Fieber, die Füße schwollen ihm, der Odem wurde stinkend, Krämpfe 
zogen ihn zusammen, einige Glieder fingen an zu faulen, Würmer wuchsen in 
seinem Leibe, ja die Eingeweide gingen von ihm. Und dabei hatte er noch 
unaufhörliche Furcht, er möchte von den Seine» ermordet werden. So starb er 
(2 n. Chr.). Nach seinem Tode ward das Reich unter drei seiner Söhne 
getheilt. Archelauö erhielt Judäa, Samaria und Jdumäa; HerodeS 
AntipaS Galiläa und Peräa, d. i. das südliche Ostjordanland; Philippus 
endlich TrachonitiS und einige andere Distrikte auf der Ostfette dcö Jordans. 
Archelaus, seinem Vater an Härte und Grausamkeit ähnlich, wurde schon nach 
6 Jahren von den Römern entsetzt und verwiesen, und sein Land von einem 
römischen Landpfleger verwaltet. Dasselbe geschah auch später mit HerodeS 
AntipaS und seinem Lande. — 
Seit Maleachi war kein Prophet mehr aufgetreten. Aber mit Verlangen 
sahe man der Sendung eines Propheten entgegen. Die gotteöfürchtigen Seelen 
hielten sich an Gottes Wort; es war ein Licht auf ihrem Wege. Leider gab es 
freilich auch damals Viele, die das Wort Gottes verkehrten und verachteten. Die 
Pharisäer wollten der Schrift Meister sein, verwirrten aber die Gemüther 
durch ihre vielen, oft gut gemeinten Zusätze, denen sie am Ende mehr Werth 
beilegten, als dem Worte Gottes selbst; sie hatten den Schein eines gottseligen 
Lebens, aber die Kraft desselben verleugneten sie: — inwendig waren sie voll 
Heuchelei und Untugend. Die Sadducäer wollten aus sich selber weise sein, 
verachteten Gottes Wort oder nahmen eö doch nicht vollständig an, und was sie 
noch annahmen, erklärten sie nach ihrem Gelüst; sie sagten: eö sei keine 
Auferstehung, noch Engel, „och Geist, und lebten in der Regel in fleischlichen 
Lüsten, die wider die Seele streiten. Die Essäer meinten, in der Einsamkeit 
nur gottselig leben zu können und dachten nicht daran, daß wir unsern ärgsten 
Feind in unserm eigenen Herzen überall mit hinnehmen, und daß der Mensch 
zwar nicht mit der Welt, aber doch in derselben leben soll, biö ihn der Herr, 
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