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den Tod gefunden. Die Beute war so groß, daß der Werth des
Goldes in Syrien um die Hälfte sank.
Mehrere Völker boten dem Titus wegen dieses Sieges Kronen
an; er schlug sie jedoch mit den Worten aus: „Diese Eroberung
ist nicht mein Werk; sondern ich bin nur ein Werkzeug der gött¬
lichen Gerechtigkeit!"
23. Die Ausbreitung der Kirche Jesu.
Während der Tempel zu Jerusalem in Trümmern lag und
das Gesetz Moses von der Erde zu verschwinden schien, erhob die
christliche Kirche um so herrlicher ihr Haupt. Bereits hatte sie in
den drei bekannten Erdtheilen Wurzeln gefaßt; was die Apostel so
glorreich begonnen, setzten ihre Nachfolger mit demselben Eifer unter
dem Schutze des Höchsten fort. In die fernsten Länder zogen die
Glaubensboten; zu den rohesten Völkern trugen sie das Licht; nicht
Verfolgung, nicht Marter und Tod hielt sie ab; ihre Feuerworte
erschütterten und ergriffen die Herzen mit Macht, und wer ihnen
widerstand, wurde durch Wunder und Zeichen von der Göttlichkeit
ihrer Sendung überzeugt. Es entstanden in allen Theilen des rö¬
mischen Weltreichs christliche Gemeinden. Cäsarea wurde die
Hauptkirche in Palästina, die von Syrien war Antiochia, Ma¬
ris, ein Schüler des Apostels Thaddäus, gründete die Kirche von
S eleu eia am Tigris, und sie entsandte Glaubensboten zu den
Parthern und Medern. In Kleinasien blühten die von den Apo¬
steln gestifteten Gemeinden. Der heilige Evangelist M arkus stiftete
die Kirche zu Alexandrien, die bald als die erste nach der Mutter¬
kirche zu Rom betrachtet wurde. In Carthago blühte die Kirche
schnell auf. Spanien soll der Sage nach das Evangelium von
dem Apostel Iakobus empfangen haben, und auch in Gallien
wurde das Christenthum frühe verbreitet.
In Germanien bestanden in der Mitte des dritten Jahr¬
hunderts christliche Gemeinden zu Cöln, Metz und Trier, und
noch früher scheinen Glaubensboten nach Oesterreich, Tyrol und
Bayern gekommen zu seyn, um daselbst das Licht des Evangeliums
zu verbreiten.
24. Die Kirche von Nom.
Ueber alle Kirchen erhob sich schon in den ersten Zeiten des
Christenthums die Kirche von Rom, die von Petrus selbst gestiftet
worden war. Sie sollte die Mutter, die Lehrerin und Hüterin aller
übrigen Kirchen werden. Ihre Bischöfe, die Nachfolger des heiligen
Petrus, waren berufen, wie er,, die Väter der Christenheit zu wer¬
den, darum heißt der Bischof von'Rom auch Papst, d. h. Vater.