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3. Die Lichtzeichnung (Photographie) und das Daguerrotyp.
Man wußte es längst, daß die schwingende Bewegung der tönenden Körper,
die sich als hörbarer Ton der Luft und hierdurch unserm Ohre mittheilt, eine, ge¬
wisse Gestalten bildende Kraft habe. Wenn man auf Glastafeln seinen Staub,
z. B. von Kolophonium, streut und das Glas durch den Violinbogen Töne hervor¬
bringen laßt, so bildet der Staub eben so verschiedenartige Figuren, als Töne waren.
Auch die Schwingungen, in welchen elektrische und elektromagnetische Strömungen Kör¬
per versetzen, bringen ähnliche Gestaltungen hervor. Im Lichte, namentlich der Sonne,
erkannte man schon früher die farbengebende wie die gestaltende Wirksamkeit, sowohl
an den mißfarbigen Anomien, welche aus der Tiefe des Meeres mit Ankern rc.
heraufgezogen werden, wie an den bleichfarbigen, unvollkommen ausgebildeten
Sprossen der Kartoffelknoten rc. in dunkeln Gruben oder Kellern. Namentlich
wirkt das Sonnenlicht iw zersetzender Eigenschaft auf die Verbindungen des Goldes
und Silbers mit verschiedenen Grundstoffen; beide Metalle empfangen hierbei das
Vermögen, sich in einer metallischen Form oder im Zustand einer unvollkommenen
Oxydation auszuscheiden. So geht das Jod, ein durch Auslaugung der Asche meh¬
rerer Seegewächse gewonnener, in Wasser schwer, in Weingeist leicht auflöslicher,
fast metallisch glänzender Grundstoff, der sich durch die Wärme in ein Gas von
veilchenblauer Farbe verwandelt, eben so wie das Chlor und das Brom (seine bei¬
den Mitbewohner des Meeres und der Seegewächse) mit dem Silber Verbindungen
ein, aus denen dieses Metall durch Einwirkung des Lichtes alsbald ausgeschieden
wird. Auf die leichte Zersetzung des Jodsilbers gründet sich die 1839 von Daguerre
gemachte Erfindung.
Eine Kupserplatte wird mit Silber überzogen (plattirt), dann sorgfältig polirt,
um ihr eine möglichst glatte, reine Fläche zu geben; sie wird hierauf an einem dunkeln
Ort in ein Behältniß gestellt, auf dessen Boden Jod sich befindet, das durch die von
unten herauf wirkende Erhitzung sich in Dampf verwandelt und als solcher mit dem
Silber an seiner Oberfläche sich verbindet, welches dadurch eine dunkle, fast gold¬
gelbe Färbung erhält. Sobald diese Verbindung vollendet ist, wird die Metallplatte
mit ihrem feinen Jodsilberüberzuge unmittelbar aus dem dunkeln Behältniß heraus
in eine Camera obscura gebracht, in welcher das Bild des von der Sonne beleuch¬
teten Gegenstandes in einem Spiegel aufgefangen und von diesem in eine Sammel¬
linse hineingestrahlt wird, welche das empfangene Bild, nach verkleinertem Maaßstabe,
auf die in ihrer Brennweite stehende Metallfläche eben so wie auf jede andere Fläche
auffallen läßt. Nach wenig Augenblicken hat das Licht, das von dem beleuchteten
Körper hinein in die Camera obscura und aus dieser auf den Jodstlberüberzug
abgestrahlt wird, an diesem schon seine zersetzende Kraft geäußert: das Silber ist in
einen Zustand der Ausscheidung von dem Jod übergegangen. Noch aber wird,
wenn man die Platte schnell genug herauszieht (bevor auch das schwächere Licht der
umgebenden Luft seinen zersetzenden Einfluß äußern konnte), keine Spur von einem
Bilde auf ihrer Oberfläche bemerkt, wohl aber wird dasselbe sichtbar, wenn man die
Platte aus der Camera obscura heraus abermals auf einige Minuten in einen dun¬
keln Kasten bringt, auf dessen bis zu 52—56 Grad Reaumur erwärmtemBoden Queck¬
silber sich befindet, welches bei dieser erhöhten Temperatur die Form des Dampfes
annimmt und in dieser Form mit dem Silber, so weit dies durch die Einwirkung des
Lichtes aus seiner Gebundenheit mit dem Jod frei herausgetreten ist, sich vereint.
Es bleibt nun nichts mehr zu thun übrig,-als den zarten Ueberzug der Silberbe¬
legung, der aus Jodstlber besteht, so weit er noch in seiner anfänglichen Form vor¬
handen ist, hinweg zu schaffen, damit die Zersetzung und Farbenveränderung des¬
selben durch das Licht uicht über jene Grenzen gehen möge, die ihm die Kunst des