Full text: Grundzüge der allgemeinen Erdkunde

- 
Windstillen. Latente Wärme. 99 
Windstillen in seinem Kurse ansgehalten wird. Der Gürtel der Calmen 
oder Windstillen liegt im atlantischen und im stillen Ocean zwischen den 
Grenzen der Nord- und der Südpassatwinde, und wechselt mit der Ab¬ 
weichung der Sonne, welcher er solgt. Deßhalb ist im atlantischen Ocean 
der Gürtel der Windstillen am breitesten im August, nämlich 9 */4 Grad, 
am schmälsten im Dezember, nämlich nur 2*/4". 
Latente Wärme. 
Obgleich sich das Vorhandenscyn der latenten Wärme nicht durch eine 
fühlbare Wirkung bestimmen -läßt, so haben wir doch Beweise ihrer Eristenz, 
und eine Kenntniß von ihrer Thätigkeit wird manche in der Natur beobach¬ 
teten Erscheinungen erklären Helsen. Vielleicht erläutert die Darstellung 
eines Crperimenis die Natur ihres Einflusses auf die Materie besser, als 
jede Beschreibung. Man nehme ei» Gesäß, welches Eis enthält, tauche es 
in Quecksilber von einer Temperatur von 60" Reaum., bringe einen Thermo¬ 
meter sowohl in das Wasser als in das Quecksilber, und beobachte dann 
die Wirkungen, welche an beiden vor sich gehen. Es wird augenblicklich 
eine Leitung fühlbarer Wärme von dem Quecksilber nach deni Eise Statt¬ 
finden. Das Thermonieter im Quecksilber wird zu fallen ansangen, und 
man sollte nun erwarten, daß das im Eis zu steigen beginne. Dieß ge¬ 
schieht jedoch nicht. Es bleibt wie es war, obgleich das Eis rasch schmilzt. 
Wenn das Eis gänzlich geschniolzen ist, wird das Thermometer im Queck¬ 
silber bedeutend gefallen seyn, das im Eis jedoch wird noch auf dem 
Gefrierpunkt stehen und die Temperatur des Wassers dieselbe wie die des 
Eises seyn, obgleich ihm das Quecksilber so viel fühlbare Wärme mitgetbeilt , 
hat. Es läßt sich nun über die Verwendung der Wärme, welche das Eis 
in sich aufgenommen hat, nur Eine Meinung ausstellen: es ist in die 
einzelnen Bestandtheile übergegangen und latent, d. h. gebunden, vorhanden. 
Zur Bildung des Prozesses des Zerschmelzend ist eine gewisse Quanlität 
Wärmestoss erforderlich, und diese wird deßhalb bisweilen der Wärmestoff 
der Flüssigkeiten oder die Schmelzwärme genannt. Auch ist der Umstand, 
daß das Agens seine Fähigkeit, Sinne und Thermometer zu affieiren, 
verlieren sollte, nicht weniger seltsam, als der andere, daß die Eigen¬ 
schaften zweier oder mehrerer Elemente durch chemische Verbindungen zu 
Grunde gehen sollten. 
Aus diesen Thatsachen läßt sich der Schluß ziehen, daß beim Prozeß 
des Gefrierens eben so viel Wärme abgegeben werben muß, als beimSchmel- 
zen erhalten wird: ein Satz, dessen Wahrheit sich leicht darstellen läßt, 
wenn man bei einem ähnlichen Erperiment Wasser unter Quecksilber bringt, 
welches in eine Temperatur unter dem Gefrierpunkt versetzt ist. 
7 * , 
i
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.