Hebung des Meergrundes.
213
Ihr Vorkommen in kalten nördlichen Klimaten wird nach zweierlei Hypo¬
thesen erklärt: entweder wurden sie durch das Meer nach ihren gegen¬
wärtigen Stätten getrieben, was ohne Zerstörung ihres Baues geschehen
konnte, vorausgesetzt, daß der Druck eines bedeutenden Wasserkörpers auf
sie einwirkte; oder sie wuchsen in den Gegenden, wo man sie jetzr findet.
Ebenso darf man annehmen, daß die Thiere, deren Ueberreste man in
einem Gestein findet, in der Nähe der Orte gelebt haben, wo ihre Ueber¬
reste eingebettet sind, oder daß sie durch Ursachen dahin geführt wurden,
welche denjenigen nachfolgten, durch die das Leben zerstört wurde. Wenn
wir zugestehen, daß Thiere und Pflanzen in der Nähe der Orte gelebt
haben, wo ihre Ueberreste entdeckt wurden, so ist der Schluß kaum zu
vermeiden, daß in irgend einer früheren Periode eine Gleichheit der Tem¬
peratur über einen großen Theil der Erde geherrscht haben müsse.
5) Das Vorkommen von Seethieren in geschichtetem Gestein berechtigt
uns zu dem Schluß, daß das trockene Land in irgend einer früheren
Periode.vom Meer bedeckt gewesen seyn müsse, und daß das Bett des
Oceans mehr als einmal durch irgend eine große umwälzende Kraft ge¬
hoben worden sey. Das geschichtete Gestein muß ursprünglich horizontal
oder beinahe horizontal gewesen seyn, und viele dieser Schichten wurden
auf dieselbe Weise gebildet, wie die Ablagerungen, welche man noch immer
in Flußbetten und den Becken der Meere finden kann. Nachher aber wirk¬
ten mächtige zerstörende Kräfte auf dieselben, erhoben sie, rißen sie aus
einander und gaben ihren Schichten die mannigfaltigsten Formen. Einige
wurden durch eine unsichtbare aber unwiderstehliche Macht, die unter ihnen
wirkte, in Einer Masse in die Höhe getrieben, andere in schiefe Lagen ge¬
worfen, wieder andere, die an mehreren Stellen zugleich auswärts gescho¬
ben wurden, in die Gestalt eines Beckens gedrängt. Diese Wirkungen
waren sowohl örtlich als allgemein, indem sie das einemal nur einen Di¬
strikt von wenigen Bteilen trafen, das anderemal ganze Continente und
bedeutende Gebirgsketten umfaßten. Das Agens, welches unserer Ansicht
nach diese mächtigen Wirkungen hervorbrachte, war die innerliche Hitze —
dieselbe Ursache, die noch heutzutage ihre früheren Resultate durch die
Darlegung vulkanischer Thätigkeit und durch andere Erscheinungen, auf die
wir uns nachher beziehen werden, im Kleinen nachahmt. Die Identität
der Ursache ist durch die Identität der Wirkungen bewiesen, und zwar nicht
nur in Betreff der Störung des Gleichgewichts und der Anordnung der
soliden Materialien der Erdrinde, sondern auch in Beziehung auf den
Eharakter der ausgeworfenen Materie. Denn während der Dauer jener
mächtigen Störungen, denen die Erde unterworfen war, als sich ihre Rinde
im Bildungsprocesse befand, wurden häufig ungeheure Spalten gebildet