welche auf die Veränderung der Erdoberfläche einwirken.
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bewegten Wassers unterworfen wären. Durch das Schmelzen des Schnees
und durch Regengüsse wird eine bedeutende Wassermenge erzeugt, Ströme
von größerer oder geringerer Breite fließen an den Abhängen der Gebirge
herunter, vereinigen sich bei dieser Gelegenheit und bilden S.urzbäche von
ungeheurer Gewalt. Die lockern und abgelösten Bruchstücke werden so
von den Gebirgen herab in die Thäler oder vielmehr in die Flüsse geführt,
die aus den Sturzbächen entspringen. Aber die Masse vermehrt sich in
jedem Augenblick, denn nicht nur trägt jeder Nebenfluß etwas dazu bei,
sondern das Wasser wirkt auch beständig auf die Ufer des Kanals, den es
sich gebrochen hat, und dehnt seinen Einfluß bis in das Land hinein aus.
Häufig schaffen die Flüsse sich neue Bette, indem sie sich allmählig einen
Lauf durch Gegenden bahnen, wo ihr Wasser eine ebenmäßigere Verthei-
lung findet. Wir müssen daher in den Flußbetten und in den Bassins,
nach welchen sie fließen, nach diesen abgeriebenen Theilen suchen. Seen,
welche Flußwaffer in sich aufnehmen, nehmen in Folge der durch jene mit¬
geführten erdigtcn Materien beinahe alle an Tiefe ab, und wenn man das
Meer untersuchte, so würde man ungeheure Thon- und Sandbänke in dem¬
selben entdecken. Höbe nun eine vulkanische Macht von einer Stärke wie
ehedem diese Ablagerungen herauf, so würde sie in wenigen Jahren eine
Erscheinung zeigen, die in jebtr Hinsicht denjenigen ähnlich wäre, welche
wir an dem jetzigen Festlande wahrnehmen. Wenn wir aber auch an¬
nehmen, daß eine solche Kraft nie mehr auf die Erdrinde wirken könne,
so muß die allmählige Ansammlung dieser Ablagerungen endlich doch in
der Art einen Einfluß auf die Vertheilung von Land und Wasser bekom¬
men, daß der Ocean bis zu Gegenden vorrückt, die einst ferne von ihm
gewesen waren, und daß die Bänke und Untiefen des Oceans als Inseln
erscheinen. Daraus ergibt sich, daß das Verhältniß zwischen Wasser und
Land kein unabänderliches ist. Die gegenwärtige Vertheilung ging aus der
vereinigten Wirkung von Ursachen hervor, die seit Anfang thätig gewesen
waren; allein sie ändert sich beständig, wenn auch so langsam, daß sehr
oft in einem ganzen Menschenleben keine Wirkung hervorgebracht wird,
die groß genug wäre, um von einem fleißigen Beobachter entdeckt werden
zu können. Es kommen jedoch auch Ursachen in's Spiel, deren Aufgabe
es ist, die Zerstörung des Gesteins zu hemmen, besonders aber eine zu¬
fällige Vertheilung der durch den Proceß der Wiederbildung entstandenen
Masten zu hindern. Wir haben in der That Grund zu glauben, daß,
wie schnell auch die Auflösung vor sich gehen mag, doch die Lage der
Massen in Bezug auf die Erdkugel selbst keine große Veränderung erleiden
kann, obwohl die Materialien neue Verbindungen eingehen, oder zu Theilen
anderer Massen von geringeren oder größeren Dimensionen werden mögen.