Die Jahreszeiten.
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Die Jahreszeiten.
Es gibt keinen Ort auf der Erdoberfläche, wo die Temperatur in
allen Perioden des Jahres genau dieselbe wäre. Allerwärts finden wir
wiederkehrende Veränderungen, welche Jahreszeiten genannt werden. Nur
den Ursprung der Jahreszeiten zu verstehen, müssen wir uns erinnern, daß
die Erde eine Umdrehung um die Sonne hat; die Zeit, in welcher fie
diese Umdrehung vollendet, wird ein Jahr genannt. Während dieser Pe¬
riode ist jeder Ort an der Erdoberfläche einer höchst wandelbaren Tempe¬
ratur ausgesetzt, welche die vier Jahreszeiten: Frühling, Sommer, Herbst
und Winter, hervorbringt. Während dieser jährlichen Umdrehung behält
die Erdare, gleichsam als wenn sie sich nicht in einer Bahn bewegte,
dieselbe Richtung bei, und bietet auch ihre Pole immer den nämlichen
Punkten der Himmelskugel dar. Wir wollen nun den Ursprung der
Jahreszeiten zu erklären versuchen und die Erdbahn als kreisrund an¬
nehmen , obgleich sie in der Wirklichkeit elliptisch ist. Allein ihre Form
hat mit der Hervorbringung der Wirkungen, auf die wir kommen wollen,
wenig zu schaffen.
8 sey die Sonne, und ABCD seyen vier verschiedene Stellungen
der Erde auf ihrer Bahn. A soll die Frühlings-Tag - und Nachtgleiche
oder die Stellung der Erde am 21. März; B die Sommer-Sonnenwende
oder ihre Stellung am 21. Juni; 6 die Herbst-Tag- und Nachtgleiche
oder ihre Lage am 21. September; v die Winter-Sonnenwende oder ihre
Stellung am 21. December vorstellen. PQ bezeichnet die unveränderliche
Richtung der Are. Dieß ist eine imaginäre Linie, um die sich die Erde
bewegt, indem sie Tag und Nacht hervorbringt.
Es ist nun klar, daß die Sonne ihre Wärmestrahlen nur über die¬
jenige Hälfte der Kugel ausgießen kann, die gegen sie gekehrt ist. Die
Temperatur eines Ortes wird somit im Verhältniß zu der Zeit stehen,