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Die Zeit der Hoheit des Reiches. 
den Salier nennt, zum König gewählt. Aber die Sachsen, stolz auf den 
hundertjährigen Best; der Krone, sahen sie ungern an ein Haus der Franken 
kommen; und diese Lcztcn vermeinten, es sey nur ihr altes Recht ihnen zu¬ 
rückgegeben. Die Folgen dieser streitenden Ansprüche waren auf einer Seite 
geheime Abneigung und Argwohn, auf der anderen Empfindlichkeit und Reiz 
zur Strenge. 
Konrad II., in so schwierigen Verhältnissen, lenkte das Staatsruder 
mit starker Hand. Durch persönliche Würde sowohl, als durch wohlbcrechnete, 
beharrlich durchgeführte Maßregeln hielt er die trozigcn Großen in Abhängig¬ 
keit, entfaltete in äußeren Unternehmungen eine der Würde des Reiches ent¬ 
sprechende Kraft und hinterließ seinem Sohne eine befestigte, vermehrte, nach 
innen und außen gewaltige Herrschaft. 
Als der Herzog von Baicrn, Heinrich der Luxemburger, bald nach 
Kaiser Heinrich II., seinem Schwager, starb, sezte Konrad seinen eigenen 
zehnjährigen Sohn Heinrich ihm zum Nachfolger, und neben demselben könig¬ 
liche Grafen und Pfalzgrafen. Das Herzogthum Schwaben verwaltete 
Ernst, des Kaisers Stiefsohn. Derselbe ward wegen Empörung geächtet 
und starb kläglich. Franken und Lothringen gehorchten zuverlässigen 
Häuptern. Die sächsischen Fürsten beschäftigte der wendische Krieg. Alle 
Nachbarcn, die Ungarn, die Polen fürchteten des Kaisers Schwert, ver¬ 
ehrten seine Großmuth. 
Konrad's Römerzug (1026) ist wenig merkwürdig. Auch Er hatte 
Rebellen zu strafen; doch änderte er die Verhältnisse nicht. 
Wichtigeres ward von ihm in Burgund gethan. Das gedoppelte bur- 
gundischc oder das arelatische Reich ward bis 1032 von jenes Rudolf 
Geschlecht beherrscht, welcher 889 in Ober-Burgund die Selbstständigkeit er¬ 
rungen, und dessen Sohn die beiden Burgundien vereinigt hatte. Allmälig 
zerfiel jedoch, hier wie überall, das Königsgebiet in mehrere untergeordnete 
Herrschaften von zweifelhaftem, durch die wechselnden Umstände bestimmtem, 
Verhältnisse gegen die Krone. So errichtete Robert, des französischen Kö¬ 
nigs Robert Sohn, zu Dijon den Siz eines Herzogthums, Burgund im 
engeren Sinne geheißen, welches 300 Jahre von seinem Hause verwaltet und 
später die Grundlage eines neuen, noch größeren, bis zum Nordmeere rei¬ 
chenden, burgundischcn Reiches ward. So entstanden die Häuser der Grafen 
von Vienne — deren Gebiet nachmals das Dclphinat hieß — von Sa-
	        
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