Innere Verhältnisse. 
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wurde wegen ihres üblen Lebenswandels Stettin als Wohnort 
angewiesen, wo sie erst in hohem Alter starb; die einzige Tochter- 
aus dieser Ehe wurde 1791 an den Herzog von Bork verheirathet. 
Seine zweite Gemahlin, seit 1769, war Friederike Louise 
von Hessen-Darmstadt, außerdem ging aber der König daneben 
noch in eine andere Ehe zur linken Hand mit der Gräfin Dön¬ 
hoff ein, und unter seinen sonstigen Maitressen hat sich keine 
einen traurigeren Namen gemacht als die Gräfin Lichtenau, ge- 
borne Encke, verheirathete Rietz. Etwas der Art war noch nie 
bei einem Regenten des preußischen Hauses, wenigstens in den 
letzten 200 Jahren nicht, gesehen worden, und die Verschwen¬ 
dung des Königs in diesen Verbindungen stand in dem grellsten 
Contrast mit seiner sonstigen Einfachheit. 
Abgesehen von dieser Schattenseite der Regierung wurde 
doch manches Gute für das Land befördert. Schon 1787 wurde 
ein Kriegs - Directorinm eingesetzt, das zunächst von dem 
Herzoge von Braunschweig und dem Feldmarschall v. Möllendorf 
geleitet wurde. Das Cantonwesen wurde neu geordnet, jede 
Härte bei den Anwerbungen untersagt und eine mildere Behand¬ 
lung des gemeinen Soldaten ernst anbefohlen. Den Unter- 
schleifen, welche in den letzten Jahren von Friedrich's Regierung 
bei dem Heere überhand genommen hatten, wurde mit Nachdruck 
entgegen getreten, obgleich bei der Menge fremdländischer Offi¬ 
ziere in der Armee der alte preußische Corpsgeist sich nicht wie¬ 
der herstellte. Das Heer wurde um etwa 25,000 Mann ver¬ 
mehrt; mehr als ein Drittel in demselben bestand ans Ausländern. 
Für bessere Ausrüstung wurde Sorge getragen, ebenso für die 
Invaliden und für die Hinterbliebenen Offizierswittwen sowie 
für die wissenschaftliche Ausbildung der jüngeren Offiziere. 
Das Unterrichtswesen, das von Friedrich wenig beachtet 
worden war, erfreute sich wesentlicher Verbesserung und Unter¬ 
stützung unter Friedrich Wilhelm. Schon im Februar 1787 
wurde das Ob er-Schul-Collegium eingesetzt, das für zweck¬ 
mäßige Anordnung des gelehrten wie Elementar-Unterrichts zu 
sorgen hatte; es wurden philologische wie Landschullehrer-Se¬ 
minare begründet oder unterstützt, um besser vorbereitete Lehrer¬ 
in größerer Anzahl auszubilden, und zur Prüfung von solchen 
sowie von den zur Universität abgehenden Gymnasiasten wurden 
Commissionen eingesetzt. Zur laufenden Unterstützung und He¬ 
bung des Schulwesens wurden namentlich auch Gelder aus den 
Einkünften der Lotterie verwendet, die durch Friedrich II. ein¬
	        
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