Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

Von der Wiederherstellung der abendländisch-römischen Kaiserw. rc. 97 
schaffen, allein er irrte. Es ging im Gegentheil nach seiner Heirath 
das Gerücht, die Dänen hätten trotz der bedeutenden Zahlung keine 
Lust, England zu verlassen und beabsichtigten, den König und den Adel Der Danen- 
zu erschlagen, um ihr Ziel leichter zu erreichen; da befahl Ethelred, ’^atb^iooT 
alle in seinen Staaten befindlichen Dänen am 13. November 1002 
zu ermorden. Diese blutige That, der Dänenmord genannt, veran¬ 
laßte den König Swen, mit großen Schaaren zu landen und England 
furchtbar zu züchtigen, bis man ihm für 30000 Pfund Silber den 
Frieden abkaufte. Englands Lage war traurig; die Armuth stieg, die 
Verbrechen wuchsen, der König fand keine Abhülfe, die Last des Dänen¬ 
geldes zu erleichtern. Das Maß des Leidenskelches zu füllen, erschien 
1013 Swen abermals und verjagte den König, welcher bei seinem 
Schwiegervater in der Normandie freundliche Aufnahme fand. Swen bat die unter- 
starb bereits 1014. Kaum war Ethelred zurückgekehrt, so erschien y<,ndes zur 
Swen's Sohn, Kanut der Große, und bekam durch Verrath das ganze ^olge. 
englische Heer in seine Gewalt. Ganz Nordengland ward unterworfen; 
London widerstand 5 Belagerungen, 5 Feldschlachten führten keine Ent¬ 
scheidung herbei. 
Nach Ethelreds Tod bestieg sein heldenmüthiger Sohn Edmund 
Jronside (Eisenseite) den Thron. Er wollte dem Kriege rasch ein Edmund fvr- 
Ende machen und forderte seinen Gegner Kanut den Großen zu einem 
entscheidenden Zweikampfe heraus. Allein dieser schlug ihn aus, nicht zum 
weil es ihm an Muth gebrach, sondern weil er gegen seinen kräftigen, 3n?eitjmi5f- 
riesengroßen Gegner mit Erfolg nicht känipfen konnte. Darum machte 
er dem König den Vorschlag, sie wollten, da sie Beide auf England 
als Erben ihrer Väter Ansprüche machten, das Land theilen. So ge¬ 
schah es auch. Beide Könige besuchten sich nun, küßten und umarmten 
einander zum Zeichen der Eintracht und tauschten beim Abschied gleich 
den homerischen Helden ihre Waffen und Rüstungen. Sie schieden in 
Frieden. Als Edmund kurz nachher ermordet wurde, nahm Kanut 
das ganze Land in Besitz. 
Kanut der Große war ein frommer, kluger und thatkräftiger Mann Kanut der 
(1017 — 1035). Einst rühmten die Höflinge seine Größe und ®rD^e r’.e; 
versicherten, ihm sei Alles unterthänig, Alles gewärtig seines Winkes. Schmeichler. 
Da setzte sich Kanut an den Meeresstraud, und als die Ebbe zu Ende 
ging, hub er an: „Die Welt ist mein, darum gebiete ich dir, o 
Meer, daß du zurücktrittst und meine Füße nicht netzest." Als nun 
das ungehorsame Meer höher stieg und Kanuts Füße netzte, erhob er 
sich mit den Worten: „Niemand ist groß, als der, welcheni Erde und 
Wind und Meer unterthänig sind!" 
Cassian'S Geschichte. II. 2. Aust. 
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