I. Die sächsischen Kaiser.
1. König Heinrich I., der Gründer des Deutschen Reiches.
Widukind, Sächsische Geschichten I, 26, 32, 35, 38, 40, 41 *).
Demnach begab sich, wie der König befohlen hatte, Evurhard
zu Heinrich, stellte sich mit allen seinen Schätzen ihm zur Ver¬
fügung, schloß Frieden, und erwarb sich dessen Freundschaft, die er
bis an sein Ende treu und vertraulich bewahrte. Sodann versam¬
melte er die Fürsten und Ältesten des Frankenheeres an dem Orte,
welcher Fridisleri genannt wird, und rief ihn vor allem Volke der
Franken und Sachsen zum Könige aus. Und da jenem die Salbung
nebst dem Diadem von dem höchsten Bischöfe, welches zu jener Zeit
Hiriger war, angeboten wurde, verschmähte er sie zwar nicht, nahm
sie aber auch nicht an. „Es genügt mir," sagte er, „vor meinen
Ahnen das voraus zu haben, daß ich König heiße und dazu ernannt
worden bin, da es Gottes Gnade und eure Huld so will; die Sal¬
bung und die Krone aber mögen Würdigeren zuteil werden; solcher
Ehre halten wir uns für unwert." Und es fand solche Rede bei der
großen Menge Wohlgefallen; sie hoben die Rechte zum Himmel empor
und ließen mit gewaltigen Stimmen den neuen König zu wiederholten
Malen hochleben. — Als nunmehr die inneren Kämpfe ruhten,
durchzogen wiederum dieUngern ganz Sachsen, steckten Städte und
Dörfer in Brand, und richteten aller Orten ein solches Blutbad an,
daß eine gänzliche Verödung durch sie drohte. Der König befand
sich in der festen Burg Werlaon. Denn er traute seinen noch wenig
geübten, an offene Feldschlacht nicht gewöhnten Reitern einem
so wilden Volke gegenüber nicht. Welch große Verheerungen sie in
jenen Tagen angerichtet, und wie viel Klöster sie in Brand gesteckt,
haben wir für besser erachtet, zu verschweigen, als daß wir unsere
Unglücksfälle noch durch Worte erneuern. Es traf sich aber, daß
einer von den Fürsten der Ungern gefangen und gebunden vor den
*) Die Übersetzungen aus Widukind nach Reinhold Schottin
(Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit, Verlag der Dykschen Buch¬
handlung, Leipzig).