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setzte, wurde den Protestanten tatkräftige Unterstützung gebracht. Indessen
hatte sich Gustav Adolf bezüglich mehrerer protestantischen Fürsten geirrt, denn
sie verhielten sich sehr abwartend. So konnte Gustav Adolf die Eroberung
Magdeburgs durch Tilly nicht hindern (1631), doch siegte er einige Monate
später über Tilly bei Breitenfeld (in Sachsen). Da er auch in Süddeutschland
Erfolge hatte, berief der Kaiser von neuem Wallenstein zum Oberseldherrn.
Aber auch er wurde von den Schweden 1632 bei Lützen vollständig geschlagen,
uachdent Gustav Adolf in dieser Schlacht den Heldentod erlitten hatte. —
Wallensteins Tod. Während Herzog Bernhard von Weimar, der den Ober¬
befehl über das schwedische Heer übernommen hatte, siegreich nach Bayern vor¬
drang, verweilte Wallensteiu untätig in Böhmen und führte die Befehle des
Kaisers nicht aus. Ja, er trat sogar mit den Schweden in geheime Unter¬
handlungen. Wallensteiu nmrde als Hochverräter erklärt und in Eger er¬
mordet (1634).
cl) In den letzten Jahren des Krieges, der über alle Teile Deutsch¬
lands entsetzliches Elend brachte, fochten auch die Franzosen zusammen mit
den Schweden gegen den Kaiser.
3. Der Westfälische Friede zu Münster und Osnabrück 1648 kam erst
nach jahrelangen Verhandlungen zustande, a) Den Evangelischen und Re¬
formierten (Anhänger Zwinglis und Calvins) wurden gleiche Rechte mit den
Katholiken zuerkannt. Das Restitutionsedikt wurde dadurch aufgehoben, daß
jede Kirchengemeiuschaft die geistlichen Güter behalten sollte, die sie am
1. Januar 1624 in Besitz gehabt hatte, d) Schweden erhielt Vorpommern
mir Rügen, Stettin und den Odermündungen, c) An Frankreich wurden die
Bistümer Metz, Toul und Verdun, die es seit dem Schmalkaldischen Kriege
(3 522) in Verwaltung gehabt hatte, endgültig abgetreten. Außerdem erhielt
es Teile vom Ober- und Unterelsaß und die Schutzherrschaft über 10 elsässische
Reichsstädte zugesprochen. — Die Erwerbungen des Großen Kurfürsten (S. 57).
Tie Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges.
Die großen Verheerungen des furchtbaren Krieges zeigten sich in ganz
Deutschland auf allen Gebieten.
1. Verwüstung und Verödung des Landes. Die zahlreichen Söldner¬
scharen mit ihrem ungeheuren Troß fielen wie Heuschreckeuschwärme über das
Land und verzehrten alle Vorräte. Sie vernichteten alles, was ihrer Raub-
und Mordgier nicht zu widerstehen vermochte. Verbrannte Städte und Dörfer
(in der ganzen Grafschaft Ruppin waren nur vier Dörfer übrig geblieben),
verwüstete Felder und Wälder, Hausen von Tier- und Meuschenleichen be¬
zeichneten den Weg, den die rohen Heeresmassen genommen hatten. Viele
Landflächen verödeten, da es an Menschen zur Bebauung mangelte. Wilde
Tiere hausten ungestört in den Trümmerhaufen und umgekehrt viele Menschen,
besonders die Bauern, wie die Tiere in den Wäldern.
2. Verheerung durch Hungersnot und Pest. Eine furchtbare Hungerö-
nol verursachte infolge der mangelhaften Ernährung den Ausbruch der Pest