Full text: Nicolaisches Realienbuch

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Herren mußten eine bestimmte Anzahl Reiter ausrüsten und übertrugen diesen 
zur Gewinnung des Unterhalts ein Gut als Lehen um stets geübte Reiter zur 
Verfügung zu haben. Aus den begüterten Reitern entstand zur Zeit der 
Kreuzzüge der Ritterstand, der wie die Ritterorden gewisse Rittertngenden, 
nämlich Tapferkeit und Gerechtigkeit, Mannentreue und Gottesfurcht pflegte 
2. Erziehung. Der Edelknabe (Junker) wurde bis zum 7. Jahre 
von den Frauen erzogen und kam dann bis zum 14. Jahre als Page aus 
die Burg. eines vornehmen Ritters, um ritterlichen Anstand, Singen und 
Lantenspiel zu erlernen und seinen Körper durch Reiten, Fechten und 
Schwimmen zu stählen. Vom 14. bis 21. Jahre war er als Knappe der 
Diener und treue Gefährte seines Herrn ans der Jagd und im Kampfe. 
Bewährte er sich, so wurde er mit 21 Jahren zum Ritter geschlagen. Nach¬ 
dem sich der Knappe durch Gebet, Fasten und Bußübungen vorbereitet hatte, 
legte er in der Kirche das Nittergelübde ab. Hieraus wurde er mit Sporen, 
Panzerhemd, Harnisch, Panzerhandschnhen bekleidet und mit dem geweihten 
Schwert umgürtet und empfing kniend durch einen Ritter den Ritterschlag. 
Hierbei schlug der Ritter mit flacher Klinge dreimal gegen den Hals und die 
Schultern des Knappen, wobei er die Worte sprach: „Im Namen Gottes, 
des hl. Michael und des hl. Georg schlage ich dich zum Ritter". Nachdem 
der neue Ritter noch die Lanze empfangen hatte, schwang er sich vor der 
Kirche ans sein Roß und tummelte es unter dem Jubel der Zuschauer. Fröh- 
liche Festlichkeiten beschlossen die erhebende Feier. 
3. Die Ritterburgen. Die eigentlichen Burgen als befestigte Ritter¬ 
sitze kamen erst im 11. und 12. Jahrb. aus Zur Anlage wählte man aus 
Sicherheitsgründen Bergkuppcn, steile Steinklippen oder Vorsprünge an Berg¬ 
hängen (Höhenburgen). In der Ebene oder an Flußlänsen entstanden so¬ 
genannte Wasserburgen, bei denen der umschließende Wassergraben den 
Hauptschutz bot; meist kamen noch Mauer und Wall hinzu (Marienburg). 
Zur Befestigung der Höhenburgen diente die Ringmauer, die durch Brust¬ 
wehren, Zinnen, Erker und Türme gesichert war, ferner Gräben mit steilen 
Abhängen. Der Weg zur Burg war meist so schmal, daß nur immer ein 
Reiter ihn benutzen konnte Der Zugang führte zu dem starkbefestigten Tor 
der Burg oder bei großen Burgen zu der Vorbnrg (Zwinger), die zur 
Unterbringung geringerer Burgleute diente und die Ställe und das Bnrg- 
gärtlein enthielt. Das Tor war durch Türme geschützt und konnte gewöhnlich 
nur durch eine Zugbrücke über den Graben erreicht werden. Eine zweite 
Mauer schützte die eigentliche Burg. Durch das innere Tor gelangte man in 
den Burghof, den häufig eine Linde am Brunnen zierte (Schloß Boncourt). 
Die Hauptbesestigung der Burg bildete der Burgfried, ein fester, hoher 
Turm, der als letzte Zufluchtsstätte diente. Das oberste Geschoß enthielt die 
Wohnung für den ständigen Wächter. — Größere Burgen hatten ein be¬ 
sonderes Herrenhaus (Palas) mit dem Rittersaal, der mit Teppichen, Waffen 
und Geweihen geschmückt war. Fenster aus Hornplattcn, gefirnißtem Pergament 
später aus Marienglas (eine Gipsart) verbreiteten ein dämmeriges Halbdunkel. 
Als Wohnrämne dienten die Kemenaten, die mit Betten, Bänken, Truhen,
	        
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