34
Herren mußten eine bestimmte Anzahl Reiter ausrüsten und übertrugen diesen
zur Gewinnung des Unterhalts ein Gut als Lehen um stets geübte Reiter zur
Verfügung zu haben. Aus den begüterten Reitern entstand zur Zeit der
Kreuzzüge der Ritterstand, der wie die Ritterorden gewisse Rittertngenden,
nämlich Tapferkeit und Gerechtigkeit, Mannentreue und Gottesfurcht pflegte
2. Erziehung. Der Edelknabe (Junker) wurde bis zum 7. Jahre
von den Frauen erzogen und kam dann bis zum 14. Jahre als Page aus
die Burg. eines vornehmen Ritters, um ritterlichen Anstand, Singen und
Lantenspiel zu erlernen und seinen Körper durch Reiten, Fechten und
Schwimmen zu stählen. Vom 14. bis 21. Jahre war er als Knappe der
Diener und treue Gefährte seines Herrn ans der Jagd und im Kampfe.
Bewährte er sich, so wurde er mit 21 Jahren zum Ritter geschlagen. Nach¬
dem sich der Knappe durch Gebet, Fasten und Bußübungen vorbereitet hatte,
legte er in der Kirche das Nittergelübde ab. Hieraus wurde er mit Sporen,
Panzerhemd, Harnisch, Panzerhandschnhen bekleidet und mit dem geweihten
Schwert umgürtet und empfing kniend durch einen Ritter den Ritterschlag.
Hierbei schlug der Ritter mit flacher Klinge dreimal gegen den Hals und die
Schultern des Knappen, wobei er die Worte sprach: „Im Namen Gottes,
des hl. Michael und des hl. Georg schlage ich dich zum Ritter". Nachdem
der neue Ritter noch die Lanze empfangen hatte, schwang er sich vor der
Kirche ans sein Roß und tummelte es unter dem Jubel der Zuschauer. Fröh-
liche Festlichkeiten beschlossen die erhebende Feier.
3. Die Ritterburgen. Die eigentlichen Burgen als befestigte Ritter¬
sitze kamen erst im 11. und 12. Jahrb. aus Zur Anlage wählte man aus
Sicherheitsgründen Bergkuppcn, steile Steinklippen oder Vorsprünge an Berg¬
hängen (Höhenburgen). In der Ebene oder an Flußlänsen entstanden so¬
genannte Wasserburgen, bei denen der umschließende Wassergraben den
Hauptschutz bot; meist kamen noch Mauer und Wall hinzu (Marienburg).
Zur Befestigung der Höhenburgen diente die Ringmauer, die durch Brust¬
wehren, Zinnen, Erker und Türme gesichert war, ferner Gräben mit steilen
Abhängen. Der Weg zur Burg war meist so schmal, daß nur immer ein
Reiter ihn benutzen konnte Der Zugang führte zu dem starkbefestigten Tor
der Burg oder bei großen Burgen zu der Vorbnrg (Zwinger), die zur
Unterbringung geringerer Burgleute diente und die Ställe und das Bnrg-
gärtlein enthielt. Das Tor war durch Türme geschützt und konnte gewöhnlich
nur durch eine Zugbrücke über den Graben erreicht werden. Eine zweite
Mauer schützte die eigentliche Burg. Durch das innere Tor gelangte man in
den Burghof, den häufig eine Linde am Brunnen zierte (Schloß Boncourt).
Die Hauptbesestigung der Burg bildete der Burgfried, ein fester, hoher
Turm, der als letzte Zufluchtsstätte diente. Das oberste Geschoß enthielt die
Wohnung für den ständigen Wächter. — Größere Burgen hatten ein be¬
sonderes Herrenhaus (Palas) mit dem Rittersaal, der mit Teppichen, Waffen
und Geweihen geschmückt war. Fenster aus Hornplattcn, gefirnißtem Pergament
später aus Marienglas (eine Gipsart) verbreiteten ein dämmeriges Halbdunkel.
Als Wohnrämne dienten die Kemenaten, die mit Betten, Bänken, Truhen,