Full text: Nicolaisches Realienbuch

37 
gefahr und gegen die Raubritter feste Bündnisse. Am mächtigsten waren der 
Rheinische (13. Jahrh.) und Schwäbische Städtebund (14. Jahrh.; „Gras 
Eberhard der Rauschebart" von Uhland), ferner der Städtebund der Mittel- 
mark (S. 52/127), besonders aber die Hansa. 
Die Hansa. 
1. Entstehung und Zweck. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts schlossen 
sich einige See- und binnenländische Handelsstädte Mischen Ostsee und Elbe 
zu einem Bunde zusammen, der Hansa, d. i. Handels- oder Kaufmannsgilde, 
genannt wurde. Dem Bunde lag die gemeinsame Verteidigung im Falle eines 
feindlichen Angriffs, ferner die Sicherung der Straßen zu Wasser und zu 
Lande gegen Seeräuber und Raubritter ob, Auch war die Schlichtung ans¬ 
gebrochener Streitigkeiten untereinander und die Erhaltung erworbener und 
Erlangung neuer Handelsvorrechte Zweck der Hansa. 
2. Einteilung. Lübeck bildete infolge der günstigen Lage zwischen 
Flandern und Rußland das Haupt des Bundes. Dieser war in vier Bezirke 
(Quartiere) geteilt und umschloß allmählich fast alle größeren Handelsstädte 
der Nord- und Ostseeländer und der benachbarten Binnenländer. Haupt¬ 
handelsstationen bildeten das mächtige Nowgorod (im Innern Rußlands), 
von dem das stolze Wort galt: „Wer kann wider Gott und Nowgorod", 
ferner Stockholm, Bergen in Norwegen, wo in 20 sogenannten Höfen 3000 
deutsche Kaufleute wohnten, endlich Brügge und London. 
3. Verwaltung. Die Angelegenheiten der Hansastädte wurden ans den 
gemeinsamen Tagsahrtcn, d. h. Versammlungen, erledigt, die von Abgesandten 
der Städte beschickt waren. Hier wurden Münze, Maß und Gewicht möglichst 
einheitlich geregelt, die Abgaben (Psnndgeld, Lsterling, engl. Pfund Sterling), 
Zölle und die Stellung der Kriegsmannschasten festgesetzt, etwaige Streitigkeiten 
geschlichtet und kriegerische Maßnahmen beschlossen. Widerspenstige Bnndes- 
mitglieder traf die Verhansnng, d. h. der zeitweilige Ausschluß aus dem 
Bunde, wodurch ihr Handel empfindlich litt. 
Die Kriegsflotte umfaßte 200, die Handelsflotte beinahe 1000 
Segelschiffe (Koggen). Letztere vermittelten den Handel zwischen den nordischen 
und westlichen Küstenländern. Haupthandelsartikel waren Leder, Felle, 
Wachs, Honig, Teer, Fische, Leinen, Tuche, Getreide und Bier aus dem 
Norden und Osten, die sie gegen Wein, Gewürze, Südfrüchte ans dem Süden 
und Westen austauschten. 
4. Blütezeit. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts erreichte der Hansa- 
bund seine Blüte: er gebot über Länder und Meere, strafte die Raubritter und 
Seeräuber und verteidigte siegreich seine Rechte gegen mächtige Könige, z. B. 
gegen Waldemar IV. von Dänemark (1370). 
5. Verfall der Hansa. 116er zweihundert Jahre dauerte die Macht der 
Hansa: da trennten sich die niederländischen Städte von dem Bunde und rissen 
den Handel nach England, Frankreich und Spanien an sich. Aber noch andere 
Ursachen trugen zum Verfall der Hansa bei Die Fischzüge (Heringe^ in der 
Ostsee blieben ans und wandten sich der schottischen und niederländischen Küste
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.