Full text: Nicolaisches Realienbuch

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12. Vermehrung und Verbesserung des Heeres. Weil der König in 
*beit Kriegen die große Bedeutung eines starken und tüchtigen Heeres schützen 
gelernt hatte, so wandte er dem Heerwesen stets seine besondere Aufmerksam¬ 
keit Zu. Die Artillerie wurde bedeutend vermehrt und das Gesundheitswesen 
beim Heere durch Anstellung französischer Chirurgen (Wundärzte) verbessert. 
Ans tüchtige Ausbildung der Offiziere legte Friedrich hohen Wert; sie alle 
sollten dem Militärdienst mit Leib und Seele ergeben sein. Für Zucht und 
Ordnung hatten .die höheren Offiziere zn sorgen; Spiel und Trunk waren 
streng verboten. — Aus seinen jährlichen Besichtigungsreisen musterte der 
König die Regimenter streng und führte große Feldmanöver ans. Die muster¬ 
haften Leistungen der Truppen erregten das Staunen der fremden Gesandten. 
Bei der unruhigen Lage der Zeiten und der Eifersucht der Nachbarstaaten 
war der König - beständig auf Vermehrung aller Truppengattungen bedacht, 
so daß das Heer allmählich ans 200 000 Mann stieg. 
13. Friedrich der Große als absoluter Herrscher, a)-Friedrichs Auf¬ 
fassung des Herrscherberufs. Wie sein Vater, so hatte auch Friedrich der 
Große eine hohe und edle Auffassung von seinem Fürstenamte, das er mit 
unbeschränkter Macht vertrat. „Nachdem ich König bin," schrieb er beim Re¬ 
gierungsantritt, „denke ich auch das Amt eines solchen zu verwalten und der 
einzige zu sein, der Autorität (maßgebendes Ansehen) besitzt." Dieser Ge¬ 
danke leitete ihn während seiner ganzen Regiernngszeit. 
b) Friedrichs unumschränkte Regierungstätigkeit. Was Friedrich der 
Große tat, geschah für den Staat; aber es geschah auch fast alles nur durch 
den König. Er kannte nur seinen Willen; allcEntschlüsse undBeschlüsse sollten von 
ihm ausgehen, so daß niemand, nicht einmal der Thronfolger, irgend welchen 
Einfluß gewann. Der dänische Gesandte berichtete über Friedrich II.: „Ich 
muß sagen, daß der König von Preußen schlechterdings alles selbst tut und 
daß er keinen Rat von irgend einem Minister leidet." — In der Rechtsprechung 
Zeigte sich Friedrich weniger selbstherrlich als sein Vater. Aus seinen Kriegs¬ 
zügen und zahlreichen Reisen durch das Land trat er vielfach mit allen Ständen 
in unmittelbare Beziehungen. Da ferner alle wichtigen Entscheidungen von 
ihm persönlich ausgingen und jedermann sich auch an ihn selbst wenden durste, 
so wurde er trotz seiner unumschränkten Herrschaft ein rechter Volkskönig und 
ein Barer des Vaterlandes. 
14. Seine Lebensweise. Der König war unermüdlich für das Wohl 
seines Volkes tätig; er betrachtete sich als den „ersten Diener des Staates". 
Vom frühen Morgen bis spät in die Nacht war er mit Ausnahme kurzer 
Zeit, die er dem Flötenspiel, geistreicher Unterhaltung oder einem Spazierritt 
widmete, unausgesetzt im Dienste des Staates beschäftigt. In seiner Lebens¬ 
weise war der König äußerst einfach und sparsam; sein Hofstaat bestand nur 
ans einigen Dienern. Festlichkeiten oder prunkvolle Jagdvergnügen fanden 
nicht statt; doch wohnte er gern einer Oper oder einem französischen Schauspiel 
bei. Infolge seiner Sparsamkeit hatte Friedrich stets Geld für alle not¬ 
wendigen Ausgaben und half und unterstützte überall mit vollen Händen, 
wo es not tat. Dabei wies er jeden Dank bescheiden zurück. „Ihr habt
	        
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