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sondern verdickte unterirdische Stengelgebilde, wie man schon aus
ihren Augen (Knospen) ersehen kann; denn eine echte Wurzel hat nie--
mals Knospen. Die Krollen bilden sich an unterirdischen Stengelaus-
läufern, die nahe der Erdoberfläche entspringen; deshalb erhält man
durch Behäufeln der Kartoffeln reichlichere Ernten. Nach unten treiben
die Kartoffelpsianzen Nebenwurzeln, an welchen niemals Knollen
hängen. Das Anpflanzen geschieht durch Einlegen von Saatkartoffeln in
die Erde. Aus Samenkernen erhielte man erst im zweiten Jahre nutz¬
bare Knollen. Die Kartoffel gehört zu den giftigen Nachtschatten¬
gewächsen. Ihr Gift findet sich in gefährlicher Menge jedoch nur im
Herbst in den Beeren und im Frühling um die keimenden Augen, wes¬
halb diese vor dem Gebrauche tief auszuschneiden sind. Kartoffelkraut
sollte nie zu Vflhfutter benutzt werden Die Kartoffeln bilden ein ganz
unentbehrliches Nahrungsmittel für Menschen und Haustiere; außerdem
dienen sie zur Bereitung von Stärke, Traubenzucker, Kartoffelbranntwein,
künstlichem Sago re.
Das Vaterland der Kartoffelpflanze ist Südamerika, von dort wurde sie
kurz vor dem Jahre (600 nach England gebracht (l, (86). In Deutschland fand
sie erst gegen das Jahr (750 (zumteil infolge strenger Verordnungen) allgemeine
Verbreitung. Gegenwärtig bildet sie in Europa das wichtigste Nahrungsmittel.
Am besten gedeiht sie in leichtem, gutgedüngtem Boden.
b. von den Nährstoffen der Aartoffelknollen, () Zerreibt man rohe
Kartoffeln auf einem Reibeisen und knetet den erhaltenen Brei mit viel kaltein
Wasser in einein Säckchen, so bildet sich in dem abfließenden Wasser ein weißer
Bodensatz von Stärkemehl. Dieses bildet den Pauptnährstoff der Kartoffel.
Es besteht aus sehr kleinen, rundlichen Körnchen. Beim Sieden der Kartoffeln saugen
die Stärkemehlkörner begierig lvasser auf, zerplatzen vielfach zu Mehl und sind dann
erst verdaulich. — 2) Erhitzt man das von der Kartoffelstärke abgegossene lvasser,
so scheiden sich an seiner Mberfläche weiße Flocken ab, die aus p f a n z e n e i w e i ß
bestehen, (oo e Kartoffeln enthalten durchschnittlich 20 g Stärkemehl und ( — 2 g
Eiweiß. Das übrige ist meist lvaffer. — 2) Stärkemehl verwandelt sich im mensch¬
lichen und tierischen Körper in Fett und unterhält die Atmung; Pflanzeneiweiß
trägt bei zur Bildung von Fleisch und Knochen ic.' Stärkemehl gehört daher zu
den fettbildenden, Eiweiß zu den fleischbildenden Nahrungsstoffen. Die Kartoffeln
enthalten verhältnismäßig viel zu wenig Eiweißstoffe und sind daher für sich allein
zur richtigen Ernährung nicht genügend. Dagegen sind sie sehr dienlich als Zu¬
speise zu Milch, Käse, Fleisch, Fisch (Herings pülsenfrüchten ic. Durch Zusatz von
etwas Fett werden sie leichter verdaulich, vergl. § 299 d.
C. Feinde der Aartoffelpflanze. () Engerlinge und Mäuse. 2) Die
Kartoffelkrankheit entsteht durch den kleinen Kartoffelpilz, der sich meist
zuerst auf den Blättern zeigt, die dadurch frühzeitig absterben. Seine Keimkörner
werden daun durch den Regen in die Erde geführt, befallen die Knollen, wachsen
in dieselben hinein und verursachen entweder die nasse oder trockene F ä u l e. Als
sichere bsilfe hat sich das Bespritzen mit Kupferkalklösung bewährt, vergl. § 298 b.
d. Stoffbiidnng. Die Blätter verarbeiten die von der pflanze
aufgenommene Nahrung durch ihr „Blattgrün," jedoch nur im Sonnenlicht,
und wandeln sie in Körperbildungsstoffe um, nämlich in Stärke, Zucker, Pflanzen¬
eiweiß (Kleber) rc. — Werden die Blätter bald zerstört, wie bei der Blattfall¬
krankheit, so verkümmern die pflanzen, bringen ihre wenigen Früchte nicht zur
Reife und können keine Vorrats- oder Refervestoffe ansammeln, aus denen iin
kommenden Frühjahr sich die ersten Triebe bilden, bis die neuen Blätter da sind,
die dann weiter sorgen. — Aus den Reservestoffen entstehen bei gefällten Pappeln ic