Full text: Ferdinand Hirts neues Realienbuch

III 
Pflanzenkunde. 
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am Stengel. Die Blätter sehen wie bereift aus; sie sind mit einer Wachs¬ 
schicht überzogen, damit die Feuchtigkeit der Pflanze nicht so leicht verdunsten 
kann. Die Regentropfen rollen an den Blättern hinab wie in einer Rinne, 
hin zur Wurzel. 
2. Die Tulpe, ein Zwiebelgewächs. Die Blätter und der Blütenstengel 
wachsen aus einer Zwiebel hervor. Wenn wir eine Zwiebel durchschneiden, 
so können wir innen das noch nicht entwickelte Tulpenpflünzchen sehen. 
Ringsherum ist es von den Zwiebelschalen umschlossen. Die Schalen und 
der Stengel stehen auf einem kurzen, platten Stämmchen, der Zwiebel¬ 
scheibe, aus der nach unten zahlreiche 
Faserwurzeln hervorgehen. Wenn nun 
im Frühling das Wachstum beginnt, 
treibt die Tulpe aus dem Boden her¬ 
vor und grünt und blüht. Die erste 
Nahrung nimmt die junge Pflanze 
aus den inneren Zwiebelschalen. Diese 
sind fleischig und saftig, die äußeren 
aber trockenhäutig, braun. Wenn ihre 
Vorräte aufgezehrt sind, schrumpfen 
die Schalen zusammen, die Zwiebel 
stirbt ab. Unterdes hat sich am Grunde 
einer Schale eine neue Zwiebel ent¬ 
wickelt. Aus dieser „Brntzwiebel" 
wächst im nächsten Frühjahr die junge 
Tulpe heran. — Die äußeren, trocken¬ 
häutigen Schalen schützen die saftigen 
Zwiebelblätter in der Hitze wie in der 
Kälte (wieso?), aber auch vor dem Be¬ 
nagen durch Tiere. Der Saft der 
Zwiebel enthält scharfe Stoffe; dadurch 
ist sie vor dem Genuß durch Tiere 
geschützt. 
3. Die Heimat der Tulpe. Sie 
Heimat ist die Steppe. Da trocknet 
2. Die Tulpe. 
A Blühende Pflanze 1/i mit Längsdurchschnitt der 
unterirdischen Teile, zs der Achsenteil (Zwiebelscheibe), 
tz Ersatzzwiebel, n Niederblätter oder Zwiebelschuppen, 
w die Wurzelfasern, be der blütentragende Stengel. — 
B Blüte mit zurückgeschlagenen, äußeren Blütenblättern 
a und zusammenneigenden, inneren i. V3. — C Blüte 
nach Entfernung der Blütenblätter und der drei äußeren 
Staubblätter, 8t Staubblätter, fr Fruchtknoten, n 
Narbenlappen. y,. 
ist im fernen Asien zu Hanse. Ihre 
im Sommer der Boden so aus, daß 
alles Grün der Pflanzen aufhört und verdorrt. Das Leben der Steppen¬ 
pflanzen hat sich in die in der Erde liegenden Keime zurückgezogen. Deshalb 
sammelt die Tulpe während der feuchten Jahreszeit Nährstoffe in der 
Zwiebel auf; im heißen Sommer stirbt der obere Teil der Pflanze. Im 
zeitigen Frühjahr aber kann sie mit den vorrätigen Nährstoffen sofort 
Blätter und Blume entwickeln. 
Aufgaben. Wann öffnet die Tulpe am Morgen ihre Blüte? Zu welcher Stunde 
schließt sie die Blüte? Pflanze im Winter eine Tulpenzwiebel in einen Blumentopf und 
beobachte die Entwicklung der Tulpe! Warum ist es möglich, Tulpen in einem Wasserglafe 
(ohne Erde) zum Blühen zu bringen? Beobachte dabei die Wurzeln! Zeichne eine Blume 
und ihre einzelnen Teile! 
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