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Die ernste wie die heitere Gattung des Dramas entstand aus den Festen des
Dionysose Indem zu den hier gesungenen Chorliedern Einzelreden hinzukamen,
entstand die Tragödie2, aus den Spöttereien bei den Umzügen der Winzer scheint sich
die Komödie3 entwickelt zu haben. Im Satyrspiel, das sich einer Trilogie d. h.
drei inhaltlich zusammengehörigen Tragödien als 4. Stück anschloß, ist die komische
Poesie in Verbindung mit der tragischen getreten.
a) Tragödiendichter. Dem Thespis, der in der Zeit des
Pisistratus lebte, wird die Einführung eines besonderen Schauspielers
(bnoxQiTris, so gen. v. bnoxQiveo&ai d. h. dem Entgegnen auf die Lieder
des Chors) zugeschrieben.
Die drei großen Meister der tragischen Kunst: Äschylus, Sophokles
und Euripides lebten und wirkten in Athen im 5. Jahrhundert.
Der Überlieferung nach focht Äschylus in der Schlacht bei Salamis mit,
Sophokles führte den Knabenchor bei der Siegesfeier an, Euripides wurde am Tage
der Schlacht geboren.
* Von den tiefernsten und sprachgewaltigen Dramen des Äschylus sind sieben
erhalten: die Oresteische Trilogie: Agamemnon, Choephoren (d. i. die Totenspenden
Bringenden) und Enmeniden; der gefesselte Prometheus, die Sieben vor Theben*,
die Schutzflehenden ° und die Perser, eines der wenigen Stücke, welche ein Ereignis
der eigenen Zeit behandelten, vgl. S. 67.
* Sophokles« lebte von 496—405; er war einer der Feldherren, welche
i. I. 440 mit Perikles den Krieg gegen die aufständischen Aristokraten von Samos
führten. Seine Dramen bezeichnen nach Gedankeninhalt, Charakterdarstellung und
sprachlichem Ausdruck den Höhepunkt der tragischen Künste Er fügte zu den zwei
Schauspielern des Äschylus noch einen dritten hinzu, über welche Zahl die alte
Tragödie in der klassischen Zeit nicht hinausgegangen ist. Von seinen vielen (113?)
Stücken sind gleichfalls 7 dadurch erhalten worden, daß sie von den _ byzantinischen
Gelehrten unter die Musterstücke (xavoveg) aufgenommen wurden: Antigene, Elektra,
1 Auch später hatte der Dionysospriester die Oberaufsicht über die Aufführungen;
ihm wurde der Ehrensitz auf der vordersten Reihe der Zuschauerplätze vorbehalten.
2 v. (frörf Gesang und rgayos Bock, da dem Dionysos Böcke geopfert wurden.
3 v. (pörj und >täjfiog „Umzug".
4 Der Sage nach zog Polynikes, der vertriebene Sohn des Ödipus, mit Adrastos,
Tydens, Amphiaräos, Kapäneus, Hippomedou und Parthenopäos gegen Eteokles, der
die Herrschaft von Theben behauptete; die Brüder fielen im Zweikampf.
5 D. h. Danaus und seine Töchter, die vor den Söhnen des Ägyptns nach
dem pelasgischen Argos flüchteten und dort um Schutz flehten.
6 Die vortreffliche Porträtstatue im Lateran hat die würdige Erscheinung
des Dichters, in welcher milder Ernst und Klarheit hervortreten, der Nachwelt über-
liefert.
7 Ranke, Weltgeschichte I: „Besonders gelungen sind die eingemischten Er-
Zählungen; mit ihnen wetteifert die Dialektik des Gesprächs; unübertrefflich ist der
Schwung der gedankenvollen Chorgesänge. Die Sprache des Sophokles ist die ge-
diegenste, reinste, schönste, in der sich der menschliche Geist jemals ausgedrückt Hat."