II
Erdkunde.
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streichen vom Mittelmeer her Regenwolken darüber hin. Die Wasser versickern aber wie
im Jura (5. 35, 5) in dem leicht verwitternden Felsboden, waschen ihn aus und bilden
zahlreiche höhlen. Kanaan ist darum ein trockenes, unfruchtbares Land. Die Kinder
Israel, die hier im Altertum wohnten, sammelten das Regenwasser in tiefen Gruben
(Zisternen) und berieselten damit ihre Felder. Ruf diese weise verwandelten sie die
öde Hochfläche in ein Land, „darin wilch und Honig floß". Dort, wo kein Acker¬
bau möglich war, trieben sie Viehzucht. Ein so sorgsam angebautes Land konnte
auch zahlreiche Menschen ernähren. Unter der türkischen Mißwirtschaft wurden die
Berge entwaldet, die Bewässerungsanlagen verfielen, und Kanaan verödete. Jeru¬
salem ist jetzt nur noch eine Stabt mittlerer Größe (50), die von Arabern, Juden
und Christen bewohnt wird. Alljährlich aber strömen viele Tausende von Pilgern
herbei, um an den heiligen Ltätten zu beten. An der Stelle des so hoch berühmten
Tempels erblicken wir heute den Kuppelbau einer mohammedanischen Moschee. Für
die Christen ist die Kirche zum heiligen Grabe der Ort größter Andacht. Der Ver¬
kehr Jerusalems mit dem Abendlande wird durch eine Eisenbahn gefördert, die die
Verbindung mit dem hafenorte Iafa herstellt.
Nach Lüden setzt sich das Kalkhochland in die Halbinsel 5 i n a i fort. Sie hat die Gestalt
eines Dreiecks, an dessen Lüdspitze das hohe, kahle Linaigebirge liegt (Berg Horeb; Moses).
4. ©jtjoröanlanö. Im Ostjordanlande, der Lyrischen wüste, findet sich nur
während der Regenzeit an einzelnen Steilen Pflanzenwuchs. Am Fuße des Anti¬
libanons dagegen verleihen die Gewässer des Gebirges dem Boden große Fruchtbar¬
keit. Damaskus (140), das hier gelegen ist, wird daher von herrlichen Gärten
umgeben. Cs ist mit dem Hafen von Beirut durch eine Eisenbahn verbunden und
der Ausgangspunkt wichtiger Karawanenstraßen.
7. Arabien.
1. Bodengestalt. Die Lyrische wüste geht allmählich in das Hochland von
Arabien über, das wie das benachbarte Afrika ein hohes Tafelland mit gebirgigen
Rändern ist. (Renne die Grenzmeere!) Die Randgebirge fallen in Ltufen steil zu
einem schmalen Küstenstriche ab.
2. Ltusenländer. Die vom Indischen Ozean her kommenden Leewinde ergießen
ihre Regenmengen über die Ltufenländer,- die Küstenebenen dagegen sind heiße, regen¬
arme und öde Gebiete. Die meisten Niederschläge erhalten die Terrassen im Lüdwesten.
hier findet sich daher ein sehr üppiger Pflanzenwuchs, so daß die Landschaft mit Recht
als das „Glückliche Arabien" bezeichnet wird. Die Dörfer find von Dattelpalmen,
Zitronenbäumen und Weinreben umgeben, und an den Bergabhängen breiten sich Kaffee¬
pflanzungen aus. Der Ausfuhrhafen Mokka hat dem hier geernteten Kaffee den
Namen gegeben. Das harz verschiedener Bäume wird gesammelt und liefert Weih¬
rauch (Räuchermittel), Myrrhen und Balsam (Arzneimittel). An der Lüdspitze der Halb¬
insel liegt die Ltadt Aden (23), die den Engländern gehört. Lie ist eine wichtige
Kohlenstation auf dem Leewege von Europa nach Indien und Ostasien. Die nördlicher
gelegenen Ltufenländer der Westküste sind regenärmer und daher auch weniger fruchtbar,
sowie dünner bevölkert. Bei Mekka (60) steht das größte Heiligtum der Mohamme¬
daner, die Kaaba. Es ist ein würfelähnlicher Bau, in den ein Meteorstein, der
heilige „Schwarze Stein", eingemauert ist. In Medina (50) liegt der Prophet Mo¬
hammed, der Begründer des Islam, begraben. Der gläubige Mohammedaner pilgert