Full text: Spiegel neudeutscher Dichtung

Stefan George. 
Und auch die eigene stimme schien dir rauh 
Wenn du im takt verwandter pulse bangen 
Vernahmst die enger zu den deinen drangen 
Und laues schmiegen trocknete den tau. 
Nicht ist weise bis zur letzten frist 
Zu genießen wo vergängnis ist. 
Vögel flogen südwärts an die see. 
Blumen welkend warten auf den schnee. 
Wie dein finger scheu die müden flicht! 
Andre blumen schenkt dies jahr uns nicht. 
Keine bitte riefe sie herbei. 
Andre bringt vielleicht uns einst ein mai. 
Löse meinen arm und bleibe stark. 
Laß mit mir vorm scheidestrahl den park 
Eh vom berg der nebel drüber fleucht, 
Schwinden wir eh winter uns verscheucht! 
Flammende wälder am bergesgrat. 
Schleppende ranken im gelbroten staat! 
Vor ihrem schlummer in klärender haft 
Hebst du die traube mit leuchtendem saft. 
Lang eh sie quoll mit dem sonnigen seim 
Brachtest du strauß und kranz mit heim 
Und du begrüßest den lohnenden herbst 
Da du von sommers schätzen erbst. 
Ihm ward die frucht zum genuß nicht bestellt 
Der sich nicht froh auch den knospen gesellt. 
Fragst du ihn so sagt er dir: weil 
Man mir nahm mein einzig heil.. 
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