Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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ten; in Portugal das Reich der Vandalen, Sueven und Alanen. Die Vandalen gingen 
429 unter ihrem lahmen Könige Geiserich nach Nordafrika und gründeten hier das Van¬ 
dalenreich, das 534 durch Belisar, den Feldherrn des römischen Kaisers Justinian, zer¬ 
stört ward. Zu beiden Seiten der Pyrenäen entstand das Reich der Westgoten (S. 6); m 
Italien das Reich der Ostgoten, die, anfangs von den Hunnen unterworfen, sich nach 
Attilas Tode in Ungarn niederließen und später unter Theodorich d. Gr. in Italien 
das Ostgotenreich gründeten (493); dasselbe erlangte auf kurze Zeit eine große Blüte, 
wurde aber bald von Narses, dem Feldherrn Justiniaus, wieder zerstört (554). 668 
zogen die Lougobarden aus dem heutigen Lüneburgischen und Brandenburgischen nach 
Oberitalien und gründeten dort unter Alboin das lombardische Reich. Die Angel¬ 
sachsen gingen unter ihren Anführern Hengist und Horsa 449 nach Britannien und er¬ 
richteten dort 7 Königreiche. Im nördlichen Gallien setzten sich die Frauken, am Ober¬ 
rhein (in Schwaben) die Alemannen fest. Unveränderte Wohnsitze behielten die Sachsen, 
zwischen Rhein und Elbe, Harz und Nordsee, die Friesen an der Nordseeküste und die 
Thüringer in Mitteldeutschland. 
7. Die ersten Ansiedelungen in Deutschland. 
Hotenbestattung. 
1. AorfcrnfiedeLungen. Die alten Germanen führten fast ein Nomadenleben. 
Langsam — fast nnmerklich — zogen sie im Lause zweier Jahrtausende von Osten 
nach Westen. In den Thalgründen weideten sie das Vieh; mit dem Speer durch¬ 
streiften sie die Urwälder nach Jagdbeute, und nur wie im Vorüberziehen wurde hier 
und da ein Stückchen Land bestellt und abgeerntet. Erst nach der Völkerwanderung 
kam Ruhe in die germanischen Volksstämme: sie wurden seßhaft. In der Regel 
wählten sich mehrere Familien (Sippen) ein Stück Land zur gemeinsamen Heimat 
aus. An der bestgelegenen Stelle wurde das Dorf erbaut. Rund herum um das¬ 
selbe lag die Flur. Diese wurden nach der Güte des Bodens in verschiedene Felder 
geteilt. Ein jedes Feld wurde wiederum in so viel (vom Wege ablaufende) Streifen 
zerlegt, als Familien im Dorfe vorhanden waren. Dann wurden die Streifen ver¬ 
lost, und so erhielt ein jeder seinen Anteil vom guten und schlechten, vom nahen und 
fernen Acker. Wald und Weide aber waren gemeinsames Eigentum und kamen nicht 
zur Verteilung. 
2. gtabtanftebeCurtgcn. Der Wohnsitz des Edelings war die Burg. Um 
diese herum siedelten sich in der Regel auch seine Schloßleute, — Knechte, 
Schmiede, Sattler, Bäcker re. — an. Sie alle waren unfreie Leute und erhielten 
von ihrem Herren alles, was sie zum Lebensunterhalte gebrauchten. Viele von 
diesen Unfreien aber wurden mit der Zeit Freie; sie bildeten den ersten Keim 
der Stadtleute. Anfangs nährten sich dieselben hauptsächlich von Ackerbau und Vieh¬ 
zucht. Als aber die Städte größer wurden, trieben ihre Bewohner daneben auch viel¬ 
fach ein Handwerk. Bald kamen auch fremde Kaufleute und legten ihre Waren vor 
der Kirche zum Verkaufe aus. Hier waren sie nicht nur am besten gegen etwaige 
Räuber geschützt, sondern hier fanden sie auch an Soun- und Festtagen die meisten 
Käufer. So entstand um die Kirche herum der Marktplatz, und die Festtage (Me߬ 
tage) waren lange Zeit hindurch auch die Markttage. Daher auch der Name „Messe" 
für Markt. 
3. Altdeutsche IoLenbeftuttung. Bis zu Anfang des 4. Jahrhunderts 
wurden die Toten teils verbrannt, teils begraben. Das Verbrennen geschah, nach¬ 
dem der Tote gewaschen und gekämmt war, auf einem Scheiterhaufen, der in der 
Regel aus Eichenholz errichtet wurde. War der Verstorbene reich, so legte man auch 
wohlriechende Hölzer auf die Leiche und schmückte den Holzstoß mit Waffen und Klei¬ 
dern. Auch Kämme und Rasiermesser wurden der Leiche zur Seite gelegt. Beim Tode 
des Hausherrn tötete man auch sein Roß und seinen treusten Knecht und verbrannte 
sie mit ihm. Das war für den Knecht die höchste Ehre, da er nur im Gefolge seines 
Herrn in die Walhalla gelangen konnte. Auch die Frau tötete sich in der Regel beim
	        
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