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der Glaser das Glas so leicht, wie ein Buchbinder mit einem Messer ein Stück Pappe.
Kein andrer Körper ist so rxin durchsichtig wie er. (Man pflegt seine Durchsichtigkeit
Wasser zu nennen;/ daher die Redensart: „vom reinsten Wasser".) Am wertvollsten
aber wird der Diamant durch den Glanz oder das „Feuer", das durch seine sehr-
starke Lichtbrechungs- und Znrückstrahlungskraft entsteht. Bald prangt er wie das
Tautröpfchen in allen sieben Regenbogenfarben; bald strahlt er nur reines weißes
Licht aus; dann wieder wirft er nur rote, gelbe oder blaue Strahlen von sich.
2. Gewinnung. Man findet die Diamanten besonders in Ostindien, Brasilien,
neuerdings auch in Australien und Südafrika. Gewöhnlich liegen sie im Flußsande;
in Brasilien fand man sie anfangs häufig auf der Erdoberfläche; setzt aber muß man
sie auch hier ausgraben. In der heißen Jahreszeit wird der Flußsand ausgegraben
und aufgeschichtet. Mit Eintritt der Regenzeit beginnt dann die Diamantwäsche.
Dazu hat man große Schuppen, deren Fußboden mit 10 m langen Brettern belegt ist.
Die Bretter stehen etwas schräg. Nachdem sie mit dem Sande bestreut sind, leitet
man vom obern Ende etwas Wasser darüber hinweg. Die leichteren Steine werden
dabei fortgespült, die schweren aber, und mit ihnen der Diamant, bleiben liegen
und werden von den Arbeiter« untersucht. (Hatte früher ein Neger das Glück, einen
mindestens 17 Karat (3—4 g) schweren Diamanten zu finden, so erhielt er seine Frei¬
heit.) Die gefundenen Edelsteine werden später durch 12 Siebe gesiebt, von denen jedes
folgende kleinere Löcher als das vorhergehende hat. Aus diese Weise erhält man der
Größe nach 12 verschiedene Sorten. In neuerer Zeit sind die Diamantenfelder in
Südafrika das Ziel vieler Glücksritter geworden.
3. Wert. Die Seltenheit und die vorzüglichen Eigenschaften (Härte, Durchsichtigkeit,
Glanz) verleihen dem Diamanten solchen Wert, das; 1 g im rohen Zustande schon mit
100—150 Jl bezahlt wird. Zur Erhöhung des Glanzes und Farbcnspiels werden die
Diamanten auf einer Mctallschcibc mit ihrem eignen Staub (zerschlagene trübe Diamanten)
geschlissen. Sie verlieren dadurch säst die Halste ihres Gewichts, gewinnen aber bedeutend
an Schönheit. Der Sitz der größten Diamantschlcifcrei der Welt ist Amsterdam. Geschliffene
Diamanten haben den 5—6sachcu Wert und werden, wcnn sie besonders groß sind und
durch ihr „Wasser" und „Feuer" sich auszeichnen, mit Millionen bezahlt. Der „Regent"
im preußischen Kronschatze wird beispielsweise auf 6 Milt. Jl geschätzt. Der größte aller
geschliffenen Diamanten, der 57 g schwere „Berg des Lichts" befindet sich seit 1850 im
Besitze der Königin von England, vorher war er im Besitze des Großmoguls von Delhi.
Dieser und der in der russischen Krone befindliche große Diamant „Orloff" bildeten ehe¬
dem die Augen eines indischen Götzenbildes, welches den Brahma vorstellen sollte.
2. Die Steinkohle.
1. Entstehung. Die Steinkohlen sind verkohlte Pflanzen. Uber ihre Entstehung aber
sind die Meinungen noch sehr verschieden. Am meisten ist wohl folgende Ansicht verbreitet:
Vor vielen lausend Jahren wurde unsre Erde noch viel mehr durch das Feuer im Innern er¬
wärmt, als das jetzt der Fall ist. Dazu kamen reichliche Niederschlüge an Tau und Regen, und
in der warmen, feuchten Temperatur schoß eine Pflanzenwelt empor, welche unsre deutschen
Waldbäume an Höhe und Dicke noch übertraf. Da wuchsen selbst die Farnkräuter, Bärlapp-
gewächse und Kalmusstengel zu baumhohen Stämmen heran, und der Schuppenbaum er¬
reichte sogar eine Höhe von 80—35 m. In der Grafschaft Glatz hat mau einen verkohlten
Baum von 5 m Umsang gesunden, und im botanischen Garten zu Breslau zeigt man
sogar einen solchen, dessen Umfang mehr als das Doppelte beträgt. Zur Zeit dieser Pflanzeu-
welt trat eine mächtige Umwälzung auf dem Erdbälle eiu; hier hob sich die Erddccke meilen¬
weit empor und begrub c.llek unter sich, Tier und Pflanze; dort trat das Meer über die
Ufer und verschlang weite Länderstreckcn. So wurden die riesigen Wälder jener Zeit mit
hohen Erdschichten bedeckt; die Holzmassen fingen an, nach und nach zu verkohlen und
verwandelten sich im Laufe der Jahrtausende in schwarze, glänzende Kohlen.
2. Gewinnung. Steinkohlenlager finden sich in der Rheinprovinz, in West¬
falen, in Schlesien, Böhmen, Sachsen und besonders in England. Die Kohlen liegen
gewöhnlich sehr tief unter der Erde. Auf dem europäischen Festlande ist das Saar¬
brücker Steinkohlenlager das größte. Es ist 70 km lang, stellenweise 15 km breit
und 2—3Va km dick. Das größte Kohlenbergwerk der Welt ist bei Newcastle in